Page - 237 - in Deportiert nach Mauthausen, Volume 2
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237«Wie
vom Erdboden verschwunden âŠÂ» |
in Sachsenhausen ein, von denen vier DĂ€nen und ĂŒber 40Â Norweger teilweise ĂŒber
andere Lager nach Mauthausen kamen.60
In Sachsenhausen wurden ab Sommer 1942 die sogenannten «Norwegerblocks» er-
richtet, in denen die dÀnischen und norwegischen HÀftlinge gemeinsam untergebracht
waren.61 Gemeinsame kulturelle AktivitÀten wie unter anderem das Vortragen von
ErzÀhlungen und Gedichten sowie Singen bot Ablenkung im monotonen Lagerleben
und stÀrkte den Zusammenhalt.62
Doch auch der KZ-Aufenthalt der DĂ€nen und Norweger in Sachsenhausen war von
psychischer und körperlicher Gewalt geprÀgt und lieà die HÀftlinge daher mit der Zeit
abstumpfen. Die Folgen beschreibt der spÀtere Mauthausen-HÀftling Trygve Wyller
wie folgt : «Keiner soll glauben, wir seien Unschuldsengel gewesen, das waren wir we-
der zueinander noch gegenĂŒber HĂ€ftlingen anderer NationalitĂ€ten». Dazu erzĂ€hlt er
Folgendes :
«Was am Anfang schwierig und empörend wirkte, wurde mit der Zeit alltĂ€glich und natĂŒrlich.
Das Leben bekam seine Gestalt und die Tage erhielten ihre Gewohnheiten. Am Esstisch der
âčNorwegerblocksâș bedeutete ein einzelner Mann mehr als die 25 anderen. Und das war : ich
selbst. Er sollte seine 30 Zentimeter von der Sitzbank und der TischflÀche haben, obwohl der
Mann zu seiner rechten oder linken Seite die Ellbogen fĂŒhlen sollte oder angeschrien hĂ€tte
werden mĂŒssen. Aber sonst waren sie die engsten Alliierten im Streit gegen die anderen.»63
Es gab aber auch Spannungen zwischen den DĂ€nen und Norwegern, und zwar ĂŒber
den aus norwegischer Sicht in DĂ€nemark fehlenden Widerstand zu Anfang der deut-
schen Besatzung und die dÀnische Kollaboration mit der Besatzungsmacht. Ein ande-
res Spannungsfeld bestand zwischen den Kommunisten und Nichtkommunisten unter
den dÀnischen und norwegischen HÀftlingen. Es kam auch zu Konflikten wegen der
Verteilung der lebensrettenden Rotkreuz-Pakete, die sie zugesandt bekamen.64
60 Storeide, Ăberlebende, S. 156 ; JĂžrgen H. Barfod : Helvede har mange navne [Die Hölle hat viele Namen],
Gylling 21994 [1969], S. 61 ; Kristensen, Eine Politik von groĂer Tragweite, S. 93.
61 Erling Bauck : âŠÂ
men noen kom fra det [âŠÂ
aber einige kamen davon], Oslo 1945, S. 56. Ich habe die Ver-
sion des Buches verwendet, die auf seiner Erinnerungsseite zu finden war : URL : https://web.archive.org/
web/20190708232345/http://erling.bauck.com/ (21. 10. 2020) ; Jensen, En dansker i Mauthausen, S. 12 ;
Kristian Ottosen : Liv og dĂžd. Historien om Sachsenhausen-fangene [Leben und Tod. Die Geschichte der
Sachsenhausen-HĂ€ftlinge], Oslo 21995 [1990], S. 123.
62 Storeide, Fortellingen, S. 49, 51, 55â57 ; Ottosen, Liv og dĂžd, S. 155â162 ; Barfod, Helvede har mange
navne, S. 57, 60 ; vgl. Poul Nielsen : Kun et nummer. 18Â
mÄneder i KZ Sachsenhausen [Nur eine Nummer.
18Â Monate im KZ Sachsenhausen], Odense 2015 (University of Southern Denmark Studies in History
and Social Sciences, 510), S. 40.
63 Wyller, Fangeliv og fri tanke, S. 59, 81.
64 NHM, Interview mit Kjell Ulven ; Danielsen, De danske fanger i Sachsenhausen, S. 53â57, 64, 65 ; Ăystein
Ă. Bentsen : Samhold og svik. Et mĂžrklagt kapittel i historien om de norske Sachsenhausenfangene [Zu-
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen
Volume 2
- Title
- Deportiert nach Mauthausen
- Volume
- 2
- Authors
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Editor
- Melanie Dejnega
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Size
- 16.8 x 23.7 cm
- Pages
- 716
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen