Page - 250 - in Deportiert nach Mauthausen, Volume 2
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250 | Božo Repe
Die Umsiedelung wurde von zwei Umsiedlungsstäben verwaltet, der eine mit Sitz
in Bled (Veldes)
– später in Radovljica (Radmannsdorf) und dann in Klagenfurt
–, der
zweite in Maribor (Marburg). Den Stäben unterstanden zehn Sammellager : Marburg
(Maribor), Borl, drei Lager in Cilli (Celje), St. Martin bei Windischgrätz (Šmartno pri
Slovenj Gradcu), Reichenburg an der Save (Rajhenburg-Brestanica), Vigaun in Ober-
krain (Begunje na Gorenjskem), St. Veit über Laibach (Šentvid nad Ljubljano) und
Görtschach bei Zwischenwassern (Goričane pri Medvodah). Entscheidend für die
Vertreibung waren die «Volkstumszugehörigkeit» sowie die «rassische» und die politi-
sche Beurteilung.20 Aus den Sammellagern wurden die «Umsiedler» entweder in das
«Altreich» oder nach Kroatien und Serbien transportiert. Die Lager waren bewacht
und mit Stacheldraht umgeben. Die Gefangenen waren oft auch körperlichen und see-
lischen Folterungen ausgesetzt. Leichtere Vergehen gegen die Lagerordnung wurden
mit Schlägen oder Bunker bestraft.
Die Liegenschaften und das persönliche Vermögen der Vertriebenen wurden be-
schlagnahmt, sämtliche wertvollen Gegenstände wurden ihnen genommen, sie durf-
ten 50 Kilo Gepäck und 500 Dinar bzw. 25 Reichsmark mitnehmen.21 Die ersten Ver-
treibungen wurden entweder zu Fuß durchgeführt oder die Vertriebenen wurden mit
Lastwagen und Autobussen direkt nach Kroatien transportiert. Zum Teil konnten die
Slowenen auch freiwillig nach Kroatien oder in das Gebiet von Ljubljana gehen, sie
mussten jedoch schriftlich den Verzicht auf ihr Eigentum erklären. Solche improvi-
sierten Maßnahmen hörten jedoch bald auf, und es begann die systematische Aus-
siedelung. Im Deutschen Reich wurden die Slowenen in Umsiedelungslagern der
«Volksdeutschen Mittelstelle» (VoMi) untergebracht. Diese VoMi-Lager waren über
das ganze Reich verstreut. Etwa 15.000 «eindeutschungsfähige» Slowenen kamen auf
diesem Weg in das Deutsche Reich.22 Insgesamt wurden etwa 55.000 Slowenen in das
Reich umgesiedelt.23
In den reichsdeutschen Lagern wurden die Vertriebenen in zwei große Gruppen
aufgeteilt : Eindeutschungsfähige und Nichteindeutschungsfähige. Die Slowenen wur-
den als billige Arbeitskräfte ausgenützt und zugleich sollten sie schnellstens germani-
20 Bericht des Umsiedlungsstabes Untersteiermark über die Volks- und Rassenverhältnisse der Untersteier-
mark, 10. 9. 1941, in : ebd., Dok. 127. Die «Rasse»-Kategorien reichten von I («rein nordisch und rein
fälisch, erbgesundheitlich und leistungsfähig erstklassig») bis IV («unausgeglichene Mischlinge, rein os-
tisch, rein ostbaltisch […]») ; insgesamt wurden vom Rasse- und Sippenhauptamt über 420.000 Personen
untersucht. Die politische Beurteilung erfolgte in fünf Kategorien von 1 («aktiv deutschfreundlich») bis
5 («aktiv gegnerisch»). Vgl. Aussage von Dr. Helmut Glaser über die Tätigkeit des Umsiedlungsstabes in
den besetzten Gebieten Kärntens und Krains, o. D. [ca. 1945–47], in : ebd., Dok. 323.
21 Vgl. Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes zur Durchführung der Aussiedlung von Slowenen aus
den besetzten Gebieten der Untersteiermark, Kärntens und Krains, in : ebd., Dok. 69.
22 Umbreit, Auf dem Weg zur Kontinentalherrschaft, S. 159 f., nennt dagegen die Zahl von 11.000.
23 Sabrina P. Ramet : The Three Yugoslavias. State-Building and Legitimation, 1918–2005, Bloomington, IN
2006, S. 114.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen
Volume 2
- Title
- Deportiert nach Mauthausen
- Volume
- 2
- Authors
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Editor
- Melanie Dejnega
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Size
- 16.8 x 23.7 cm
- Pages
- 716
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen