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der Slowenen nach Mauthausen |
fehlende Kontrolle über die deutschfeindlich Gesinnten, die antideutsche Beeinflus-
sung der verbündeten Kroaten durch vertriebene Slowenen und die Steigerung der
serbischen Aufstandsbewegung.29
Trotzdem waren noch immer zehn Prozent der slowenischen Bevölkerung depor-
tiert worden, was im Vergleich mit anderen besetzten Zonen Jugoslawiens der größte
Anteil an der Gesamtbevölkerung war. Während des ganzen Krieges wurde nicht vom
Plan der Vertreibung abgegangen. Hitler sagte noch im September 1943 dem deutschen
General im Unabhängigen Staat Kroatien, Edmund Glaise-Horstenau : «Mit einigen
hunderttausend werden wir doch leicht fertig werden, wo wir doch genug Erfahrung
mit Aussiedelungen haben.»30
Eine zweite Reihe von gegen die Slowenen gerichteten Maßnahmen umfasste die Auf-
lösung von Vereinen und Organisationen (sogar Feuerwehren) und die Beschlagnah-
mung slowenischen Vermögens (auch des kirchlichen), das Verbot der Publikation slo-
wenischer Schriften, das Vernichten von Büchern, die Einführung deutscher Orts- und
Flurbezeichnungen, die Einführung deutscher Bildungseinrichtungen vom Kindergar-
ten aufwärts, das erzwungene Einschreiben in deutsche Organisationen, wie den Stei-
rischen Heimatbund und den Kärntner Heimatbund, die auch bewaffnete Formationen
hatten (die sogenannte Wehrmannschaft). Es wurden verpflichtende Deutschkurse ein-
geführt (alle Bewohner sollten, so wie es Steindl sagte, in drei oder vier Jahren nur mehr
Deutsch sprechen) sowie ein uniformierter Staatsdienst und ab dem Frühjahr 1942 die
allgemeine Wehrpflicht. Bereits im Sommer 1941 begannen die Deutschen als Antwort
auf die ersten Partisanenaktionen und zur Abschreckung mit Geiselerschießungen.
Mehrere Zehntausend Slowenen (ca. vier bis sechs Prozent in den deutsch besetzten
Gebieten) wurden zur Wehrmacht zwangsrekrutiert. In der Untersteiermark war die
Wehrpflicht zusammen mit der Arbeitsdienstpflicht im Frühjahr 1942 eingeführt wor-
den.31 Viele Stellungspflichtige entzogen sich jedoch dem Dienst in der Wehrmacht und
schlossen sich der Volksbefreiungsarmee an. Im Mai 1943 berichtete zum Beispiel eine
Behörde des Reichskommissars für die Festigung des deutschen Volkstums : «Die zur
Wehrmacht eingezogenen Oberkrainer verschwinden zu etwa 20 % in den Wäldern.»32
29 Abschließender Bericht der Deutschen Gesandtschaft in Zagreb über die Aussiedlung von Slowenen und
Serben, in : ebd., Dok. 179.
30 Edmund Glaise von Horstenau : Ein General im Zwielicht. Die Erinnerungen Edmund Glaises von Hors-
tenau. Bd. 3 : Deutscher Bevollmächtigter in Kroatien und Zeuge des Untergangs des «Tausendjährigen
Reiches», hg. v. Peter Broucek, Wien/Köln/Graz 1988 (Veröffentlichungen der Kommission für Neuere
Geschichte Österreichs, 76), S. 266.
31 VO des Chefs der Zivilverwaltung in der Untersteiermark über die Einführung des Wehrrechtes vom
24. 3. 1942, in : Ferenc, Quellen, Dok. 209 ; VO des Chefs der Zivilverwaltung in der Untersteiermark über
die Einführung des Reichsarbeitsdienstes in der Untersteiermark, 24. 3. 1942, in : ebd., Dok. 210.
32 Vermerk des Stabshauptamtes des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums zur An-
siedlung von Deutschen in den besetzten Gebieten Kärntens und Krains, Berlin, 10. 5. 1943, in : ebd.,
Dok. 308.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen
Volume 2
- Title
- Deportiert nach Mauthausen
- Volume
- 2
- Authors
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Editor
- Melanie Dejnega
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Size
- 16.8 x 23.7 cm
- Pages
- 716
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen