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Deportiert nach Mauthausen, Volume 2
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347«Sie haben uns die ganze Zeit spazieren gefahren …» | über anderen Bevölkerungsgruppen privilegiert behandelt. Sie besetzten verhältnismä- ßig viele Posten in den lokalen Verwaltungen und durften Schulwesen und Kulturarbeit ausbauen. Distriktgouverneur Otto Wächter und sein Berater Alfred Bisanz bemühten sich, die Hoffnung der Ukrainer auf nationale Selbstbestimmung  – trotz Deportatio- nen zur Zwangsarbeit  – immer wieder zu schüren und damit die Kollaborationsbereit- schaft zu steigern. Die Ostukraine19, die die Deutschen bereits im Ersten Weltkrieg als Besatzer erlebt hatte, war in den 1930er Jahren stark vom stalinistischen Terror betroffen.20 Darüber hinaus war die große Hungersnot 1932/33 in der Ukraine besonders verheerend.21 Mit ihrer Strategie, sich als Befreier vom polnischen bzw. sowjetischen Joch zu präsen- tieren, hatten die deutschen Besatzer allerdings nur teilweise Erfolg. Im September 1941 wurden die ehemals polnischen Bezirke Polesien und Wolhy- nien dem «Reichskommissariat Ukraine» zugeschlagen, das im Januar 1942 bereits bis ans Westufer des Dnepr reichte. Zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung im September 1942 umfasste das RKU 340.000 Quadratkilometer mit fast 17  Millionen Einwohnern und war in die Bezirke Wolhynien-Podolien, Schitomir, Kiew, Nikolajew, Dnepropetrowsk und Krim (der im Übrigen die Krim selbst nicht einschloss) geteilt. Der Gauleiter Erich Koch, Kopf des Verwaltungszentrums in Rowno (Riwne), war zwar formal dem von Alfred Rosenberg geleiteten Reichsministerium für die besetzten Ost- gebiete unterstellt, genoss aber die direkte Unterstützung von Hitler und regierte das RKU daher weitgehend ohne Rücksicht auf die Pläne des Ostministeriums.22 Er wurde bald zum Synonym für ein Schreckensregime in der besetzten Ukraine.23 Koch äußerte seine Absicht dabei offen : 19 Der Begriff bezeichnet Territorien, die bereits vor 1939 sowjetisch waren. 20 Zur Besatzung während des Ersten Weltkriegs siehe z. B. Pohl, Herrschaft der Wehrmacht, S. 26–32. Zur Stalinisierung siehe ebd., S. 118–119, zu Stalinisierung allgemein vgl. auch Sheila Fitzpatrick : Everyday Stalinism. Ordinary Life in Extraordinary Times. Soviet Russia in the 1930s, New York 1999 ; Jörg Babe- rowski : Der Rote Terror. Die Geschichte des Stalinismus, München 2003. 21 Siehe z. B. Halyna Hryn (Hg.) : Hunger by Design. The Great Ukrainian Famine and Its Soviet Context, Cambridge/London 2008 (Harvard Papers in Ukrainian Studies) ; Diana Bojko (Hg.) : Wielki Głód na Ukrainie 1932–1933/Golodomor v Ukraïni 1932–1933 [Der große Hunger in der Ukraine 1932–1933], Warszawa 2008 (Polska i Ukraina w latach trzydziestych-czterdziestych XX wieku. Nieznane dokumenty z archiwów służb specjalnych [Polen und die Ukraine in den 1930er und 1940er Jahren. Unbekannte Do- kumente aus den Archiven der Sonderdienste], 7). Zur Nachgeschichte siehe Wilfried Jilge : Die «Große Hungersnot» in Geschichte und Erinnerungskultur der Ukraine. Eine Einführung, in : Anna Kaminsky (Hg.), Erinnerungsorte an den Holodomor 1932/33 in der Ukraine, Leipzig 2008, S. 11–24. «Holodomor» setzt sich aus dem Wort Holod (Hunger) und dem Wort Mor (Tod, Vertilgung) zusammen. 22 Vgl. Ralf Meindl : Ostpreußens Gauleiter. Erich Koch  – eine politische Biographie, Osnabrück 2007 (Ein- zelveröffentlichung des Deutschen Historischen Instituts Warschau), S. 334. Zum Streit zwischen Rosen- berg und Koch, der sich über die gesamte Amtszeit Kochs hinzog, siehe ebd., S. 326–380. 23 Vgl. ebd., S. 339–340. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen Volume 2
Title
Deportiert nach Mauthausen
Volume
2
Authors
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Editor
Melanie Dejnega
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21216-4
Size
16.8 x 23.7 cm
Pages
716
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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