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1.2. Fümmusiktechnik 3±
Es gab zwar Komponisten wie Bernard Herrmann, die darauf bestanden, ihre Musik
selber in Partituren umzusetzen. Die Mehrheit der Komponisten hat sich jedoch dieser
Arbeitsteilung unterworfen, was nicht bedeutet, dass diese ihre Orchestrierungen nicht
selber hätten ausführen können. Es war einfach eine Frage des Zeitdrucks und der daraus
resultierenden Arbeitsstrukturierung.
Max Steiner war einer der produktivsten Komponisten Hollywoods. Er hat in knapp
30 Jahren die Musik zu über 300 Spielfilmen geschrieben, oftmals mit mehr als einer
Stunde sinfonischer Filmmusik. Um das enorme Arbeitspensum, das ihm die Studios,
aber er auch sich selbst auferlegten, bewältigen zu können, hat er dieses System der Ar-
beitsteilung mit seinen Orchestrierern perfektioniert.
Er entwarf die Themen, die Nebenstimmen, die Harmonien etc. Dazu kamen Dialog-
stellen, Stichworte oder spezielle Kameraeinstellungen (cinematographic view, von Steiner
in seinen Skizzen mit c.v. abgekürzt), um die Musik genau zuzuordnen, sowie die bereits
erwähnten cues mit den time codes für den dick track, den die Studiomusiker über den
Kopfhörer mithörten. Diese Skizzen übergab er dann seinem Assistenten zur fertigen Aus-
fuhrung der Partitur, die er, Steiner, dann als Dirigent mit dem Filmorchester einspielte.
Dass er dabei mit weniger detaillierten Skizzen auskam als einige seiner Kollegen und
nur dann mehr dazu schrieb, wenn er etwas Außergewöhnliches wollte, lag auch an der
sehr engen Zusammenarbeit mit jeweils nur einem orchestrator über eine längere Zeit-
spanne. Steiner hat diese seine Mitarbeiter stets sorgfältig ausgewählt und arbeitete mit
ihnen so lange zusammen, wie es ging.
So hat er in seinen Skizzen oftmals nur dann spezielle Orchestrierungsvorschläge ge-
macht, wenn er besondere Farben oder Klänge wünschte. Den Rest der Instrumentie-
rung hat er dann komplett seinen Mitarbeitern überlassen. In seinen Skizzen für den
Film The Informer schrieb er als Anweisung für Bernhard Kaun:
„Bernard: Brass not on melody, but underneath (symphonic style). Also please put chimes
in for end title."i6
Dies sollte aber nicht zu der Ansicht verleiten, dass Steiner seinen Orchestrierern mehr
Freiheiten zugestand als seinen Kollegen.
„The orchestrator just takes what he is given to do and if he has any ideas of his own, he
had better not shown them."37
36 Zit. in: Kathryn Kalinak: Settlingthescore. 1992. S. 73.
37 Zit. in: Kathryn Kalinak: Setdingthe score. 1992. S. 73.
Der Filmkomponist Max Steiner
1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Der Filmkomponist Max Steiner
- Subtitle
- 1888 - 1971
- Author
- Peter Wegele
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 302
- Keywords
- Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
- Category
- Biographien