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%Z i. Einführung
Die drei hauptsächlichen Orchestrierer für Max Steiner waren selber etablierte Kom-
ponisten, die vor und/oder nach ihrer Zusammenarbeit mit Steiner erfolgreich als Film-
komponisten arbeiteten. Sein Orchestrator bei RKO war der Komponist Bernhard Kaun
(1899-1980)38, bei Warner Bros, war dies von 1936 bis 1947 Hugo Friedhofer (1901-1981),
der in dieser Zeit über 50 Filme von Steiner orchestriert hat.39 Nach Friedhofer wurde
Murray Cutter (1902—1983)40 der neue Orchestrierer für Max Steiner. Auch diese Zusam-
menarbeit, die mit dem Film The Beast With Five Fingers (Regie: Robert Florey) begann,
basierte auf gegenseitiger Wertschätzung und sollte bis zum letzten Film Steiners halten.
In Notes To You beschrieb Steiner die Zusammenarbeit mit Cutter, die sich indes struktu-
rell nicht von jener Zusammenarbeit mit Kaun oder Friedhofer unterschied.
38 Bernhard oder Bernard Kaun wurde am 5. April 1899 als ältester Sohn des Berliner Komponisten
Hugo Wilhelm Ludwig Kaun geboren, der um die Jahrhundertwende einige Jahre in den USA
verbracht hatte. Seine Arbeit umfasst sowohl Filmmusik, so z. B. 1930 für Frankenstein oder 20.000
Years in Sing-Sing (1932), Orchestrierungen für Filme wie Symphonie of Six Million (1932), King
Kong (1933) oder auch The Adventures ofMark Twain (1944), als auch Kompositionen für den Kon-
zertsaal, so z. B. das Quintett für Oboe undStrings (1940) oder die Sinfonia Concertante fiir Hörn und
Orchester (1940). Er starb im Januar 1980.
39 Hugo Friedhofer wurde in San Francisco am 3. Mai 1901 in eine Musikerfamilie hineingeboren. Er
hatte Kompositions Unterricht bei Domenico Brescia (1866—1939), einem ehemaligen Studienkol-
legen von Ottorino Respighi, einem Komponisten, der den Ruf als einer der besten Orchestrierer
aller Zeiten hatte (vgl. Robert Jourdain: Das Wohltemperierte Gehirn. Spektrum Akademischer Ver-
lag GmbH. Heidelberg, 2001. S. 236). So konnte er sich aus erster Hand mit der meisterhaften Or-
chestrier ungstechnik Respighis befassen, studierte aber auch eingehend die Instrumentationskunst
von Ravel, Berüoz, Debussy. Eine Zeit lang spielte er in diversen Kino Orchestern, die ab 1927 mit
dem Aufkommen des Tonfilms an Bedeutung verloren. 1929 bekam er durch Vermittlung seines
Freundes George Iipschultz eine Anstellung als Arrangeur bei der Musikabteilung der Fox-Studios.
Er blieb als Arrangeur bis 1935, als er nach dem Zusammenschluss des Studios mit 2Oth Century
Pictures ebenso wie viele andere Kollegen entlassen wurde. Im selben Jahr wurde er der Arrangeur
für Wolfgang Korngolds Musik zu Captain Blood. Aufgrund seiner guten Arbeit wurde er der Stam-
morchestrator für Korngold für fast alle seiner 18 Hollywoodfilme. Durch seine Arbeit bei Warner
Bros, wurde Friedhofer auch zum Orchestrator von Steiner. Es war eine Zusammenarbeit, die 1936
mit der Musik für The Charge ofthe Light Brigade begann und die trotz des Weggangs Friedhofers
1942 von Warner Bros, bis 1947 halten sollte.
40 Murray Cutter wurde am 15. März 1902 in Nizza in Südfrankreich geboren. Im Gegensatz zu Hugo
Friedhofer, der die Zusammenarbeit mit Steiner beendet hatte, um seine eigene Karriere als Film-
komponist voranzutreiben, war Murray Cutter Orchestrator aus Leib und Seele. Er begann seine
Karriere bei MGM und arbeitete vor allem mit Herbert Stothart zusammen. 1939 war er neben
Paul Marquart, George Bassman und Ken Darby einer der Orchestratoren für The Wizard of Oz.
Steiner und Cutter hatten 1939 schon einmal zusammengearbeitet, als dieser ein paar Szenen für
The Oklahoma Kid orchestriert hatte. Er arbeitete mit Steiner, bis er 1964 seine Karriere beendete.
Er starb am 19. April 1983 in Burbank/Kalifornien.
Der Filmkomponist Max Steiner
1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Der Filmkomponist Max Steiner
- Subtitle
- 1888 - 1971
- Author
- Peter Wegele
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 302
- Keywords
- Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
- Category
- Biographien