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Der Filmkomponist Max Steiner - 1888 - 1971
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1.2. Filmmusiktechnik 57 Wagner geradezu eine Matrix für jeden Filmkomponisten. Eindeutige Grundtonarten oder funktions harmonische Beziehungen sind sowohl bei Wagner als auch später in der Filmmusik weniger von Bedeutung als zum Beispiel das Prinzip der „hellen" oder „dunklen" Tonalitäten. Wenn man, von C ausgehend, den Quintenzirkel nach oben spielt, also C-G-D-A usw., werden die Tonarten zunehmend heller, also C—G(+i)- D(+2)-A(+3) etc. Analog dazu werden diese Tonarten zunehmend dunkler, wenn man im Quintenzirkel nach unten geht, also C-F(-i)-B(-2)-Es(-3) etc. Dies macht sich der Komponist bei den sogenannten Mediantenrückungen zunutze. Die Dreiklänge C-Dur und E-Dur haben den gemeinsamen Ton E. Wenn man nun von der einen in die an- dere Tonart wechselt, ergibt dies einen Helligkeitssprung von +4. Ebenso effektiv ist der Wechsel von Dur nach Moll. Es ändert sich nur ein Ton, noch dazu der mittlere. So hat C-Dur E als Terz, c-Moll hat die Terz Es. Doch liegen zwischen E(+4) und Es(-3) hörpsychologische Welten. Dies macht den Reiz und die besondere Dramatik dieser harmonischen Überraschungen aus, mit denen unterschwellige oder auch abrupte Stim- mungswechsel erzeugt werden. 1.2.6.2. Underscoring Max Steiner führte zu Beginn der Dreißigerjahre in Hollywood das sogenannte un- derscoring ein. Beim underscoring unterlegt man eine dramatische Handlung oder einen Dialog mit Musik. Bisher war es üblich gewesen, die Quelle der Musik im Bild zu zei- gen, und der Musik wurde nicht mehr zugestanden, als dass sie unterhaltende Drein- gabe war, das bildliche Geschehen lediglich untermalend. Nun war sie viel mehr. Sie illustrierte nicht mehr nur. Besonders das Unterlegen von Dialogen mit Musik eröffnete den Filmkomponisten völlig neue Möglichkeiten. Dabei ist die Verbindung von rezitie- render Sprache mit Musik eine der ältesten kulturellen Errungenschaften, seien es reli- giöse Rituale, sei es das antike Drama. Auch in der Klassik gab es die Verbindung von Dichtung und Musik. Beethoven schrieb Musik zu Goethes Egmont (1809/1810; op. 84; Untertitel: Musik zur Tragödie von Johann Wolfgang von Goethe) und Mendelssohn zu Shakespeares Sommernachtstraum (1843; op. 61; Bühnenmusik zu Shakespeares Som- mernachtstraum). Die Musik kann einerseits die sprachliche Intention und Gefühlswelt intensivieren oder nuancieren. Sie kann aber auch Schattierungen sichtbar machen, die jenseits der sprachlichen Ebene liegen. Als Hugo von Hofmannsthal (1874—1929) an dem Libretto zu der Oper Frau ohne Schatten von Richard Strauss arbeitete, schrieb er diesem am 20. Januar 1913 einen Brief, worin er auf dieses melodramatische Potenzial der Musik einging.
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Der Filmkomponist Max Steiner 1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Der Filmkomponist Max Steiner
Subtitle
1888 - 1971
Author
Peter Wegele
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
302
Keywords
Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
Category
Biographien
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