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II2f i. Das Leben von Max Steiner
Nur CinemaScope hielt sich als Neuerung. Ebenso wie bei Cinerama wurde damit
geworben, dass der Zuschauer ohne die störende 3-D-Brille auskomme. (The Modern Mi-
racle You See Without Glasses — dies war der Werbespruch für den Film The Robe 1953.)
Mit dem Format 1 : 2,35 wurde fast der gleiche Effekt erzielt, man brauchte jedoch nur
einen Projektor. Dieser Projektor benötigt einen sogenannten Anamorph, welcher aus zy-
lindrisch geschliffenen Linsen besteht. Dieser Anamorph bewirkt, dass das Bild, welches
bei der Aufnahme — ohne die Höhe zu verändern — in der Breite gestaucht wurde, auf
das Zweifache in die Breite gezogen werden kann. Dieses Breitwandbild entspricht in
etwa dem menschlichen Gesichtsfeld. Es entstand nun eine Reihe von historischen Mo-
numentalfilmen im CinemaScope-Verfahren, fĂĽr die vor allem der Komponist Miklos
Rosza die Musik lieferte, so zum Beispiel fĂĽr die Filme Julius Caesar (1953) oder Ben Hur
(dessen Kassenerfolg 1959 die Produktionsfirma MGM vor dem Ruin rettete).
Abgesehen von diesen Monumentalfilmen vollzog sich in der Gunst des Publikums
und damit auch der Produzenten ein fundamentaler ästhetischer Wandel in Bezug auf
die Filmmusik. Man begann, die groĂźen Partituren der DreiĂźiger- und Vierzigerjahre als
veraltet zu betrachten. Zum einen wurden die Filme naturalistischer und zum anderen
erachtete man die groĂźen symphonischen Scores als zu aufgesetzt.
Als die Kartellbehörden die Filmtheaterketten geschlossen hatten, bekamen die gro-
ßen Studios Absatzprobleme für ihre Filme. Der Autor Hans-Jörg Pauli sieht dies als Ur-
sache dafĂĽr an, dass seitens der Studios mehr in Richtung Vermarktung der Filmsound-
tracks gedacht wurde.
„Wie wichtig das Schallplattengeschäft nach dem Niedergang der Studio-Ära für Holly-
wood wurde, ist bekannt; ebenso, dass da in einigen Fällen die Verwertung der Musik-
rechte größere Summen einbrachte als der Verleih des Films für den die Musik eigentlich
gedacht war ... "I9S
Dies ist wohl der Grund dafĂĽr, dass sich beispielsweise der Regisseur Alfred Hitchcock
1966 von seinem angestammten Komponisten Bernard Herrmann trennte. Hitchcock
hatte nämlich von seinem Komponisten gefordert, für den Film Torn Curtain eine ge-
fälligere, kommerziellere Musik zu schreiben; er hatte selber mit dem Vorwurf zu leben,
dass seine Filme nicht mehr den Geschmack der Zeit träfen. Herrmann weigerte sich, ir-
gendwelche Konzessionen an den Publikumsgeschmack zu machen. Hitchcock beendete
die Zusammenarbeit und ersetzte ihn durch den Komponisten John Addison. Danach
196 Hansjörg Pauli: Funktionen von Filmmusik. Aus: Helga de la Motte-Haber (Hrsg.): Film u
B. Schott und Söhne. Mainz, 1993. S. 8.
Der Filmkomponist Max Steiner
1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Der Filmkomponist Max Steiner
- Subtitle
- 1888 - 1971
- Author
- Peter Wegele
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 302
- Keywords
- Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
- Category
- Biographien