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i88 3. Casablanca
ganze Rückblick wird als Handlungscollage mit mehreren Zeit- und Ortssprüngen ge-
zeigt. Daher der Titel der Szene — die Montage. Hai Wallis hatte bereits in seinem music
plot vom 21. Mai den musikalischen Ablauf dieser Sequenz vorgegeben (siehe Kap. 3.3).
Sam spielt auf dem Klavier As Time Goes By, dies wird im Orchester fortgeführt. Daraus
entwickelt sich das Stück Paris Montage.
Die naturalistische Ebene ist das „live" von Sam gespielte Klavier. Mit dem Einsatz
des Orchesters beginnt der Rückblick. Steiner verquickt hier mehrfach source music und
underscoring. So hört man die Musik während der Fahrtsequenz und während der Dia-
loge als underscoring. Nur während der Tanzszene im Nachtclub wird sie zu source music.
Der Song Perßdia ist wie die gesamten Ensemblenummern im Cafe Americain von Frank
Perkins arrangiert und mit einer typischen kleinen Showband eingespielt worden (Stan-
dardbesetzung: Trompete, Saxofon, Klarinette, Posaune, Akkordeon, Piano, Gitarre, Bass
und Schlagzeug). Hai Wallis hatte bereits am 11. Juli den Song Perßdia als source music
vorgeschlagen, einen Song, an dem Warner Bros, die Rechte hatten und der bereits in den
Filmen The Mask ofDimitrios, Dark Passage und Now, Voyaver eingesetzt worden war.
„I want to use the song ,Perfidia', a great deal in the scoring of ,Casablanca', particularly
through the retrospect."2SS
Am Ende des Rückblicks der Montage wird der Zuschauer musikalisch wieder in das
Hier und Jetzt geführt, man hört und sieht Sam wieder Klavier spielen. Die ganze Mon-
tage ist naturgemäß eine rasche Szenenfolge mit diversen Ort- und Zeitebenen. Hier
muss vornehmlich nicht-diegetische Musik eingesetzt werden, die für Kontinuität sorgt.
Der Komponist Virgil Thomson hat in seinem Aufsatz A Little about Movie Music die
Bedeutung der Musik als Kontinuum beschrieben.
„The cinema is naturally a discontinous medium ... (Music) should envelop and sustain
a narrative, the cinematographic recounting of which is after all only a series of very short
incidents seen from different angles."2s6:
Dieselbe Meinung vertrat Aaron Copland in einem Artikel für die New York Times:
„Music can help build a sense of continuity in a film."2S7
255 Memo von Hai Wallis vom 11. Juli an Leo Forbstein; Warner Bros.-Archiv, Los Angeles.
256 Zit. in: Katryn Kaünak. S. 80.
257 Aus seinem Aufsatz für die New York Times. Zit. in: Roy Prendergast. S. 221.
Der Filmkomponist Max Steiner
1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Der Filmkomponist Max Steiner
- Subtitle
- 1888 - 1971
- Author
- Peter Wegele
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 302
- Keywords
- Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
- Category
- Biographien