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>mcs_lab> - Mobile Culture Studies, Volume 1/2020
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22 Mobile Culture Studies | >mcs_lab> 1 (2020) Valentino Filipovic | Gespräche im Gehen von einer persönlichen Geschichte. Sie haben für die Interviewpartner_innen unterschiedliche Bedeutungen und sind auf unterschiedliche Weise mit ihren Biographien verwoben. Vergange- nes holt uns in unseren lebensweltlichen Erfahrungen und Deutungen mal mehr, mal weniger intensiv ein. Doch immer ist das Vergangene – unsere vergangenen Handlungen, Deutungen, Vorstellungen, Lebensmodi – Teil unserer Persönlichkeit geworden. Das Vergangene drückt sich in der Gegenwart aus, manchmal, ohne dass wir es merken oder reflektieren können, weil es manchmal unterbewusst Einflüsse in unseren gegenwärtigen Handlungen und Denkmus- tern hinterlässt. Die Stadt, die unsere Lebensumgebung geworden ist, und welche die Orte unserer Geschichte und Biographie in sich trägt, konfrontiert uns Schritt für Schritt mit unseren Erfah- rungen, Erinnerungen und Erlebnissen. Die Stadt ist Teil unserer Persönlichkeit und Entwick- lung geworden. Das Vergangene und die Gegenwart unseres Selbst haben sich in unserer Stadt in ihre Textur eingeschrieben. In der Stadt schreiben wir „durch die mobile Gegenwart unserer Körper – so die Certeau- sche Metapher – am Stadttext mit“ (Rolshoven 2001, S. 102), und dieser Text trägt eine indi- viduelle Handschrift. Diese Handschrift ist eine individuelle, weil sie sich meist nur uns selbst zeigt und für andere nicht in derselben Weise an einer Straßenkreuzung, einer Häusermauer oder in einer Begegnung ersichtlich bzw. verstehbar oder erfahrbar ist. Sie ist individuell, weil wir diese Erinnerung anderen manchmal gar nicht in einer annähernd ähnlichen Weise und Intensität näherbringen können, um sie für andere gleichermaßen verständlich oder erfahr- bar zu machen. Wir können es nicht, weil unsere Erinnerungen aus dem Kontext der eigenen lebensweltlichen Erfahrung stammen. Es verhält sich ähnlich wie mit den Orten und Nicht- Orten bei Marc Augé. Was für den einen ein Nicht-Ort ist, – also ein Ort ohne Geschichte – birgt für den anderen eine Bedeutung, und wir verbinden mit diesem Ort Erfahrungen, Erinnerungen und Erlebnisse. Conclusio Im Gehen durch die Stadt begegnen meine Gesprächspartner_innen ihren Erfahrungen, Erin- nerungen und Erlebnissen mit der Stadt und den Menschen an konkreten Orten. Die Orte erzählen ihnen ihre eigenen Geschichten, konfrontieren sie aber auch mit vergangenen und gegenwärtigen Erfahrungen und Wahrnehmungen dieser Orte und Geschehnisse. Doch diese Erfahrungen und Narrative der Begegnung auf der Straße artikulieren sich in einer inneren Lebenswelt, sind individuelle Gedanken und persönliche Erlebnisse. Ohne den Besuch eines Ortes und der Konfrontation damit, wären meine Interviewpartner/-innen womöglich nicht zu denselben Erzählungen im Dialog über gelebte Stadterfahrung gekommen. Diese direkte Konfrontation ist von ethnographischem Interesse, weil sich darin eine sehr unmittelbare Erfahrung festhalten lässt – unmittelbarer, als es im Gespräch im Caféhaus sein kann und in der Nacherzählung eines Geschehnisses. Die Interviewsituation ist eine nicht- alltägliche. Gehen die Stadtbewohner_innen im Alltag ihre Wege auf der Straße, und führt sie dieser Weg an einem konkreten Ort vorbei, an dem ihre Geschichte und ihre Erfahrun- gen eingeschrieben sind, so werden sie mit dieser Geschichte und Erfahrung konfrontiert. In der alltäglichen Bewegung durch die Straßen bleibt diese Erfahrung aber eine individuelle Erfahrung und innere Artikulation, die anderen nicht vermittelt wird, weil sie vielleicht nicht
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>mcs_lab> Mobile Culture Studies, Volume 1/2020
The Journal
Title
>mcs_lab>
Subtitle
Mobile Culture Studies
Volume
1/2020
Editor
Karl Franzens University Graz
Location
Graz
Date
2020
Language
German, English
License
CC BY 4.0
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
108
Categories
Zeitschriften Mobile Culture Studies The Journal
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