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>mcs_lab> - Mobile Culture Studies, Volume 1/2020
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Mobile Culture Studies | >mcs_lab> 1 (2020) Hannah Konrad | Critical Mass 79 Die trialektische Raumtriade Auch die Kulturwissenschaftlerin Johanna Rolshoven beschäftigt sich mit Raum und entwi- ckelte eine Raumtriade, welche auf strukturalistischen, phänomenologischen und historischen Raumkonzeptionen basiert. Handelnde Menschen im Stadtraum, Geschichte und Gesellschaft sowie gebauter Raum beziehen sich in dem Modell aufeinander und interagieren trialektisch.21 Im Gegensatz zum oben erwähnten Modell Lefebvres zeichnet sich ihr Modell durch begriff- liche Klarheit und dezidierte Akteurszentrierung aus, weshalb ich mich folgend darauf bezie- hen möchte. Unterschieden wird dabei der Repräsentationsraum, welcher die gesellschaftlichen und historischen Zuschreibungen von Räumen erfasst, der erlebte Raum, das heißt der vom Individuum wahrgenommene und im Alltagsleben vermittelte bzw. verwirklichte Raum sowie der gebaute Raum als vermessbarer, architektonisch geschaffener Raum, an dem sich auch die materialisierte Ideologie offenbart.22 Ausgehend von Johanna Rolshovens Raumtriade werden folgend einige Überlegungen des von mir untersuchten Straßenraumes im Zusammenhang mit der Critical Mass angestellt. Der erlebte/gelebte Straßenraum umfasst die alltäglichen Praktiken der Straßennutzung, also das verinnerlichte Handeln aller Personen, die sich im Straßenraum aufhalten. Das bedeu- tet, dass sich der motorisierte Verkehr dort aufhält, wo er eben fährt und fahren soll, dass die Fahrradfahrer*innen an der Seite bleiben, die Fußgänger*innen die Straße nur auf dem Zebra- streifen überqueren, dass Parkplätze nur für Autos verwendet werden, usw. Worum es sich bei dem gebauten Straßenraum handelt, ist leicht zu beantworten: Eine Straße verfügt über eine bestimmte Breite, besteht aus bestimmtem Material (in mehr oder weniger gutem Zustand) und ist mit Bodenmarkierungen versehen. Der Straßenraum wird dadurch in Zonen für Fuß- gänger*innen, Radfahrer*innen und motorisierten Verkehr unterteilt und durch Ampeln zeit- lich reguliert. In welcher Weise konstituiert sich der Repräsentationsraum der Straße in Bezug auf die Critical Mass? Welche sind die gesellschaftlichen und historischen Zuschreibungen der Straße? Rolshoven stellt fest, dass der Repräsentationsraum den Bereich der gesellschaftlichen Konven- tionen, Systeme und Strukturen beinhaltet und einen Raum des ideologisch geleiteten Han- delns darstellt.23 Eine vollständige Erfassung des Repräsentationsraumes der Straße ist im Kontext dieser Arbeit nicht möglich. Daher möchte ich in Bezug auf den von mir untersuchten Straßen- raum sowie die Critical Mass auf eine spezifische Dimension des Repräsentationsraumes ein- gehen: die StVO als gesetzliches Regelwerk, deren Vorschriften darauf abzielen, vor allem dem motorisierten Verkehr ein schnellstmögliches Vorankommen zu ermöglichen und die somit dessen Vorrangstellung auf der (Verkehrs-)Straße festschreiben. Laut Angelika Psenner fin- den sich erste konkrete gesetzliche Regelungen bezüglich der Straßenbenutzung gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Die Straßenpolizeiordnung von 1875 legte erstmals die Regelung und Sicherung des Verkehrs fest. Im „Straßenverkehr“ wurden Fußgänger miteingeschlossen – 21 Vgl. Johanna Rolshoven: What about Cultural Studies in Architecture? In: Manfred Omahna, dies., Reziproke Räume. Texte zu Kulturanthropologie und Architektur. Marburg 2013, S. 14-24, hier S. 22. 22 Vgl. Johanna Rolshoven: Zwischen den Dingen: der Raum. Das dynamische Raumverständnis der empirischen Kulturwissenschaft. In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 108, 2012, S. 156-169, hier S. 164-165. 23 Vgl. ebd.
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>mcs_lab> Mobile Culture Studies, Volume 1/2020
The Journal
Title
>mcs_lab>
Subtitle
Mobile Culture Studies
Volume
1/2020
Editor
Karl Franzens University Graz
Location
Graz
Date
2020
Language
German, English
License
CC BY 4.0
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
108
Categories
Zeitschriften Mobile Culture Studies The Journal
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