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Mobile Culture Studies | >mcs_lab> 1 (2020)
Daniela Sobocan | „Parklets“ in Wien 103
Bei der Ankündigung wurde noch Skepsis geäußert wegen der eventuellen abendlichen Laut-
stärke und dass hier Partys gefeiert werden könnten, und ein bisschen auch wegen der okku-
pierten Parkplätze. Diese Befürchtungen verschwanden aber, sobald das Parklet sich etabliert
hatte. Es ist eines der wenigen Parklets, bei dem ein partizipativer Ansatz mit Einbindung der
NachbarInnen umgesetzt wurde. Das liegt daran, dass der Wunsch besteht, dass die Nachbar-
Innen das Projekt Parklet weiter übernehmen, wie sich im folgenden Interviewabschnitt zeigt:
„[...] okay, wir machen das im ersten Jahr und im zweiten begleiten wir das Ganze noch und
irgendwann, wenn das wirklich so sein sollte, sollten die Nachbarn das tatsächlich auch
machen und übernehmen. Das heißt, wir würden das eigentlich nächstes Jahr gerne aus
der Hand geben und […] das direkt den Nachbarn übergeben, die sich ja jetzt schon auch
um das ganze… (die) Grünraumpflege kümmern und auch die ganzen Pflanzen eingesetzt
haben.“18
Am Abend treffen sich hier die unterschiedlichsten Menschen zum Essen und tagsüber
sitzen immer mal Leute dort, um zu rauchen oder Zeitung zu lesen. In diesem Parklet-Beispiel
wünscht sich die Nachbarschaft Verschönerung, Belebung, Veränderung des Stadtquartiers
und die Schaffung von Wohn- und Lebensraum sowie Austausch zwischen NachbarInnen und
AnrainerInnen.
Open Air Grätzlwohnzimmer
Verantwortlich für ein weiteres Parklet ist die Initiative „Lebenswertes Matznerviertel“. Hier
stehen die Gestaltung und Verbesserung des öffentlichen Raumes im Vordergrund sowie die
Unterstützung und Förderung eines guten Zusammenlebens.19 Das Matznerviertel befindet
sich in der Nähe des Matznerparks und wird von der Hütteldorfer Straße im Norden, der West-
bahn im Süden, der Ameisgasse im Westen und einer S-Bahn-Trasse im Osten umgrenzt. Die
Initiative bemängelt, dass es im Viertel zu viele verbaute Bereiche und zu wenig Aufenthalts-
möglichkeiten ohne Konsumzwang gebe, obwohl genug Platz für eine Begrünung da wäre.
Auf der Projektseite wird das Parklet folgendermaßen beschrieben:
„Ende Mai wurde die Parklet-Saison vor der Goldschlagstraße 172 feierlich eröffnet. Das
Open Air Grätzlwohnzimmer ist seitdem ein Ort, der die Nachbarschaft belebt und zusam-
menbringt. Gemäß dem Motto gemütlich zusammensitzen, plaudern und neue Leute ken-
nenlernen finden monatliche Grätzlstammtische und gemeinsame Frühstücke statt. Alle
BewohnerInnen des Grätzls sind herzlichst dazu eingeladen!“20
Das Vereinsziel, nämlich die Stärkung der Nachbarschaft, wird auf das Parklet projiziert.
Es soll einen Möglichkeitsraum zur Begegnung und Kommunikation mit NachbarInnen bie-
ten. Der Nachbarschaftsverein nutzt das Parklet vor allem zur Veranstaltung offener Frühstü-
cke und um vorbildhaft zu zeigen, dass mehr Grün das Viertel verschönert. Für die Begrünung
18 Ebd.
19 Dazu wurden verschiedene Visionen entworfen, wie eine lebenswerte Nachbarschaft aussehen könnte. Diese sind
auf der Website der Initiative zu finden unter https://matznerviertel.at/unser-leitbild.
20 www.graetzloase.at/aktionen-2018.html [31.01.2019]
>mcs_lab>
Mobile Culture Studies, Volume 1/2020
The Journal
- Title
- >mcs_lab>
- Subtitle
- Mobile Culture Studies
- Volume
- 1/2020
- Editor
- Karl Franzens University Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2020
- Language
- German, English
- License
- CC BY 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 108
- Categories
- Zeitschriften Mobile Culture Studies The Journal