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Mobile Culture Studies. The Journal 1 2o15
Joachim SchlĂśr | Die Schiffsreise als Ăbergangserfahrung in Migrationsprozessen 11
alpolitischen Engagement verbindet, wird wohl von ähnlichen Ăberlegungen geleitet worden
sein, als sie fĂźr die ESShc-Tagung in Valencia, im April 2016, eine âSession on âBoat migrantsâ:
Past and Presentâ vorgeschlagen hat: âIn recent months, there has been extensive political and
public discussion about âboatmigrantsâ crossing the Mediterranean. But this is not the first
time that boat migrants have fled economic chaos, war and human rights abuses.â 4 Tatsächlich
stehen die aktuellen Ereignisse in einem globalen historischen Zusammenhang, und es ist eine
der dieses Projekt leitenden Ideen, anhand von Beispielen aus unterschiedlichen Zeiten und
Räumen diesen Zusammenhang sichtbar zu machen.
II
Die Zeitschrift hat ihre eigene Vorgeschichte, ebenso wie die Themenwahl. Mobile Culture Stud-
ies als Projekt entstand 2006 in Basel, begrĂźndet von Johanna Rolshoven und Justin Winkler,
als âa non profit association [...] aimed to collect, discuss and redistribute inspiring mobility
themes in an interdisciplinary context. Its members departed from cultural analysis, offering
competence in both qualitative and quantitative research, covering all fields that exhibit mobil-
ity phenomena, in practise as well as in academia.â 5 folgende Themen wurden als relevant fĂźr
die forschung und die Diskussion bezeichnet:
⢠mobilities of people, things, ideas, information and finances
⢠cultural and social phenomena of mobilities and their counterparts
⢠historical evidence of peopleâs mobile practices and changing concepts of mobility
⢠representations of mobility in oral and visual culture
Im Zentrum steht dabei ânot primarily [...] the comparative study of cultures of mobility, but
culture as an inherent movement [...], mobile culture, culture as a dynamic principle, as gen-
erator of spatial and mental movement.â6 Es geht um das Unterwegssein als kulturelle Praxis,
um Materialitäten und Mentalitäten, die sich mit mobiler Kultur verbinden â zum Beispiel
eben um Schiffe und um das Reisen auf Schiffen. Dieses Thema kam in meinen Begegnun-
gen mit deutschen Juden, die unter der nationalsozialistischen herrschaft Zuflucht in anderen
Ländern gesucht haben, in England, im britischen Mandatsgebiet Palästina, in den USA, in
Argentinien, SĂźdafrika oder Australien, immer wieder zur Sprache. Befragt nach den Erinne-
rungen an ihre Emigration aus Deutschland und ihre Immigration âirgendwo auf der Weltâ,
erzählten meine Interviewpartner oft â und oft mit der hilfe von anschaulichen Dokumenten
wie Briefen, TagebĂźchern oder fotografien â von dem einschneidenden Erlebnis, das fĂźr sie
die Reise auf den rettenden, sie aber eben auch aus der heimat weg und in ein neues Leben
hinfĂźhrenden Schiffen bedeutete. Von Triest oder Brindisi nach haifa oder Jaffa, von Marseille
oder Liverpool nach New York oder Buenos Aires fĂźhrten die Wege, auf diesem merkwĂźrdigen
4 Schrover, Marlou. 2015. âcfp: ESShc Valencia Session on âBoat migrantsâ: Past and Presentâ, hnet, humanities and
Social Sciences Online>h-Migration>Discussions, <https://networks.h-net.org/node/8382/discussions/67790/
cfp-esshc-valencia-session-%E2%80%98boat-migrants%E2%80%99-past-and-present> [accessed 30.05.2015]
5 Mobile Culture Studies. The Journal <http://unipub.uni-graz.at/mcsj/wiki/about> [accessed 30.05.2015]
6 Ebd.
Mobile Culture Studies
The Journal, Volume 1/2015
- Title
- Mobile Culture Studies
- Subtitle
- The Journal
- Volume
- 1/2015
- Editor
- Karl Franzens University Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2015
- Language
- German, English
- License
- CC BY 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 216
- Categories
- Zeitschriften Mobile Culture Studies The Journal