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Mobile Culture Studies The Journal
Mobile Culture Studies - The Journal, Volume 2/2016
Page - 106 -
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Page - 106 - in Mobile Culture Studies - The Journal, Volume 2/2016

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106 Mobile Culture Studies. The Journal 2 2o16 Arthur Depner, Simon Goebel | Rede Macht Asylpolitik Das Paket als Metapher ist eine gelungene rhetorische Wendung für politische Zwecke. „Still und fleißig“ schreibt Burkhard Spinnen. Das Paket ist still, indem es seinen Inhalt verschleiert, gleichzeitig aber positiv konnotiert ist. Es dient als Glückversprechen und fördert die Erwar- tung einer positiven Überraschung, so Spinnen (vgl. Spinnen 2014, 99). Es zeugt von Fleiß, indem darin die Summe der ganzen Arbeit jener, die das Paket geschnürt haben, vermutet wird. Schließlich ermöglicht diese Metapher aber – wie die bereits diskutierten Metaphern auch – die Spezifika zu verschweigen und das Konkrete zum undefinierten Allgemeinen zu bündeln. Wir erwähnen das Paket als besondere Metapher und letztes Beispiel aus den Bundestags- reden, um noch einmal deutlich zu machen, was alle Metaphern kennzeichnet. Sie rekurrieren auf vorhandene Vorstellungen und reproduzieren bestehende Imaginationen der Wirklichkeit, ohne diese zu artikulieren. Ihre Macht besteht damit darin, das Nicht-Ausgesagte zu meinen während das Ausgesagte in seiner Allgemeinheit jeden Widerspruch absorbiert. Wer würde schon einem Politiker verübeln, ein Paket zu schnüren? Fazit Die Bedeutung des Parlamentes als Raum der politischen Aushandlung und der gesellschaft- lichen Konstitution erscheint mit Blick auf vergangene Jahrhunderte als fantastische Errun- genschaft. Und so konstatieren manche, dass man die „Bundestagsabgeordnetenrede [...] vom Standpunkt ihrer Wichtigkeit für die Gestaltung des deutschen politischen Diskurses als zen- tral bezeichnen [kann]“ (vgl. Piroshnikow 2014, 183). Gleichwohl bedeutet dies nicht, dass die- ser politische Diskurs tatsächlich im Bundestag stattfindet. Vielmehr werden dort politische Positionen möglichst pointiert formuliert, um vom medialen Filter durchgelassen zu werden und in die mediale Diskussion einzufließen. In diesem Sinne hieß es unlängst in der ZEIT: „Die große Rede hat es nicht leicht in Zeiten kurzer Statements auf Twitter und WhatsApp. Das gilt vor allem für die politische Kultur. Im Deutschen Bundestag hat der Redner fast kein Publikum mehr, an das er sein Anliegen glaubhaft adressieren könnte. Da sitzen Zuhörer und Schulklassen. Und die Kollegen. Doch die eigene Koalition muss der Abgeordnete nicht mehr überzeugen, und bei der gegnerischen wird es ihm nicht gelingen. Die meisten Politikerreden werden deshalb heute bloß gehalten, damit es ein paar Sprachschnipsel in die Tagesschau schaffen oder in die Zeitung.“ (Sentker 2016) Wenn die Rede, der Streit, die Aushandlung, die politische Diskussion also nicht im Parla- ment stattfindet, der Bundestag aber das zentrale politische Forum der Bundespolitik ist, dann bedarf es einer Rhetorik, die die medialen Übermittler_innen anspricht. Im Hinblick auf unsere Untersuchung verstehen wir Metaphern als wichtige Signifikate der politischen Rhetorik im Deutschen Bundestag. Sie dienen, wie Sentker beschreibt, vor allem als Keywords sowohl für die wenigen Zuhörer_innen, die die Gespräche live im Bundestag, im Fernsehen oder online verfolgen, als auch (und im Besonderen) für die Journalist_innen, die die in ihrer Berichterstattung zu verwendenden Gesprächsfetzen über die Metaphern schnell und leicht filtern und einordnen können. Denn in der Regel genügt es zu wissen, wie eine Metapher lautet und wer sie artikuliert hat, um den ungefähren Kontext der Aussage zu erkennen.
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Mobile Culture Studies The Journal, Volume 2/2016
Title
Mobile Culture Studies
Subtitle
The Journal
Volume
2/2016
Editor
Karl Franzens University Graz
Location
Graz
Date
2016
Language
German, English
License
CC BY 4.0
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
168
Categories
Zeitschriften Mobile Culture Studies The Journal
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