Page - 78 - in Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
Image of the Page - 78 -
Text of the Page - 78 -
78 Schwämme.
Das Landvolk kennt aber auch die üblich eßbaren Schwämme genau, und
läßt alle übrigen stehen, ob sie nun eßbar oder giftig sind. Als gif t ig werden be-
sonders der rote und graue Fliegenschwamm, der Speitäubling und der
Roßpilzling gemieden.
Wahrscheinlich trägt bei diefer Sorgfalt giftige Schwämme zu meiden, auch die
Art des Kochens der Schwämme überhaupt dazu bei, daß Schwammvergiftungen
Hierlands nicht vorkommen. Zum Kochen werden nämlich die Schwämme gereiniget,
von der abziehbaren Haut befreit, geschnitten, mit siedendem Waffer abgeblüht, ausge-
drükt, gesalzen und dann auf verschiedene Art zubereitet. In Obersteier soll
auch der Fliegenschwamm, gut abgebrüht, genoffen werden. Am beliebtesten ist unter
dem Landvolke der Schwammsterz und die Schwammsuvpe — leztere gewöhn-
lich von gedörrten Schwämmen. Gebraten werden nur die Täublinge, und zwar,
indem man sie nach abgezogener Haut, an den Blättern gesalzen und verkehrt smit
dem Stiele aufwärts), auf einen Rost oder unmittelbar auf die Glut sezt. NnrPilzlinge
und Täublinge werden, geschnitten, entweder au der Sonne oder am Ofen gedörrt,
dann in groben Sälen an luftigen Orten aufgehoben. Außer den. vergleich«
weise schon unter den eßbaren angeführten Giftschwämmen: 4—5) Roßpilz-
l ing, Indizopilz (ähnlich dem Semmelpilzling). Speitäubling, Kriemling
(grober Pfefferling) und roter Fliegenschwamm, sind noch als giftig zu
bezeichnen:
6) Die Kugelpuffe (I^eoperäon) und'unter diesen der Bovist. (Roß-
vist I.. dovigta), welcher im Sommer und Herbste auf Wiesen und Weiden als
eine nuß« oder apfelgroße weiße Kugel aufgeht, mit dem jungen Schampion Aehnlich«
keit hat. aber aus einem in dieser Haut eingeschlossenen weißen Fleische besteht; dieses
verwandelt sich bald in ein bläuliches oder bräunliches Pulver, welches die Haut auf»
sprengt (Släubling) und als Mittel zur Blutstillung verwendet wird.
7) Der gemeine Gichtpuff (^kaiius imzwäieug) kommt in Waldge-
büschen vor. ist anfangs dem Kugelpuff ähnlich, wächst leulmförmig auf. springt mit
einem Knall aus, und gibt statt des Pulvers einen stinkenden Schleim von sich. Er wird
im Zustande des Eies manchmal gesammelt, getroknet, und mit Branntwein den
Kühen gegeben, damit sie rindern.
8) Der graue Fliegenschwamm (^.mauit» dulbosa), ist ganz dem
roten Fliegenschwamm ähnlich, am grauen oder weißlichen Hute mit Resten derEihaut
punktirt, hat weiße Blätter und am knolligen Stiel einen Hautring. Die weißen
Blätter Mein unterscheiden ihn hinlänglich vom Schampion. Die übrigen im Lande
vorkommenden Giftschwämme, wie der Mordtäubling (^.. ueeator), der
scharfe Täubling (^. aori») u. s. w.. können nicht leicht mit eßbaren ver-
wnelt werden, und das Landvolk meidet sie ohnedies, da sie als eßbar nicht
bekannt sind.
3 Arznei- und Giftpflanzen.
Hier können von den zalrcichen Arznei- und Giftpflanzen nur jene berührt
werden, welche in größeren Mengen vorkommen und einen Handelsartikel bilden;
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Title
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Author
- Mathias Macher
- Publisher
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Location
- Graz
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.91 x 20.62 cm
- Pages
- 632
- Keywords
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen