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Vollszal. 105
z V. „Das Haus des Vaters, der Hut der Schwester" lautet im Dialekt: „'s
Haus vom Voter, der Huet von der Schwester" oder: „dem Voter sein Haus, der
Schwester ihr Huet."
Am Auffallendsten tritt die Eigentümlichkeit der steierischen Mundart hervor
im Zentrum des Landes, in den der Hauptstadt zunächst liegenden Bezirken,
und wird besonders im Sanität-Distrikte Stainz mit einem etwas bellenden Jargon sehr
ausdrukvoll, oft beinahe schreiend gesprochen. Der Reichtum an Ausdrüken ist
ungemein groß, so daß auch die feinsten Unterschiede der Begriffe bezeichnet werden,
z. B. „Maul, Goschen, Fozen, Rüsel, Leschen, Trientschen" u. s. w. bezeichnen den
Mund in seinen verschiedenen Formen; „klunzen, siehndeln, auwezen, woiseln, jam-
mern" u. s. w. sind stufenweise Ausdrüke der Klagen; „wuan, fiean. hiffelzen.
trientschen, plahzen" u. s. w. die des Weinens.
Ueberhaupt ist der Dialekt an Naturausdrüken mit azen und ezcn, z. B.
stukazm (tinFuiw»), gröppezen (rülpsen), weggezen, treppelzen, schweppazen, gama-
zen u. s. w. unerschöpflich. Da hier nicht der Ort ist, mich weiter über diesen
Gegenstand herauszulassen, so bemerke ich nur noch, daß das tiefe a beinahe wie
« klingt, und das hohe ä dm Umlaut »e vertritt (daher der Streit, ob Graz
oder Gräz zu schreiben); daß die einfachen Nokale häufig in Doppellaute ver-
wandelt werden, und das u, besonders im Ausgange, nach jedem Doppellaut wie
das französische n bei en oder «n durch die Rase klingt.
Diese charakteristische Mundart verliert sich an der ganzen nördl. Gränze jn die
ober- und unteröstreichische, an dm westlichen Gränzgebirgen in die karnische. An der
teutsch-slavischen Sprachgränze herrscht der weichere, noch mehr mit Doppel-
lauten geschwängerte Sulmer-Dialekt, und im südöstlichen Raab gebiete
gegm die ungarische Gränze hin die singende Hianzensprache, welche in ihrer
schwer verständlichen Reinheit nnt dem vorwaltenden ui besonders über der Gränze
bei Güffing. St. Gotthard, u. s. w. gesprochen wird.
H. Die windische Sprache
Das windische Idiom, ein südslavi scher Sprachzweig, kommt am rein-
sten in der Gegend von Z i l l i vor. Sie wird in neuester Zeit besser gepflegt
als früher, da sich besonders der Klerus derselben sehr annimmt, und auch eine
Ausgabe des Landes-Regierungsblattes in diesem Idiom erscheint. Man
kann drei»Mundarten dieser Sprache annemen. nämlich: Die an der Gränze
Krams, welche in das krainische, die gegm Kroazien hin. welche in das kroa-
tische übergeht, endlich die an der teutschen Gränze, welche sehr mit teutschen
Ausdrüken gemischt ist.
0. Die
». Die Zivilbevölkerung überhaupt
Nach dm ämtlichen Tabellen vom Jahr 1854. auf welche alle Ve-
völkerungberechnungen dieser Statistik sich gründen, zält an Zivilbewohnern: der
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Title
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Author
- Mathias Macher
- Publisher
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Location
- Graz
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.91 x 20.62 cm
- Pages
- 632
- Keywords
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen