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«. Pas Volks leben.
« Lebensart, Sitten und Gewohnheitender Bewohner.
Die teutschen Bewohner, sowol in Ober- als Mittelsteier, sind in ihren
Sitten und Gewohnheiten bis auf minder bedeutende Einzelnheiten ziemlich gleich;
von diesen unterscheiden sich jedoch die win bischen in auffallender Weise.
2. Lebensart der teutschen Ste ierer .
1) Die Wobnungen so wie die Oekonomie-Gebäude der Landleute be-
standen früher allgemein, und jezt noch größtenteils aus Holz, mit Stroh, Schin-
deln oder Brettern gedelt, und mit Steinen untermauert. Im Oberlande ha-
ben die wolhabenderen Bauern meistens Schindel-, die anderm Bretterdächer,
welche der often Stürme wegen in manchen Gegenden mit Stemm beschwert sind.
Im Unter lande herrschen die Strohdächer vor. Wir finden gegenwärtig noch
häufig solche mehr als hundertjährige Gebäude mit etwa 5 Schuh vorspringendm
Dächern, unter welchen ein aus Lehm geschlagener, und mit Baumstämmen befe-
stigter (eingefaßter) Treppelweg (Greden, Greaden) rings um das Haus führt.
Die Wohnpart ie der Häuser besteht gewöhnlich aus 4 Stüken, nämlich
der Lauben (Vorhaus) in der Mitte, mit dem Aufgange auf dm Dachboden,
der Rauch stube, dieser gegenüber einem Stübe l (Extrazimmer) mit Kachel-
ofen, und nebm demselben einer Kammer, welche zugleich als Keller dienen muß.
Vei den meisten dieser Wohnhäuser wurden später Seitenflügelzimmer, bei
etwas abdachiger Lage unterhalb mit einem Keller, hinzugebaut.
Die 3tauch staube hat an drei Seiten viele kleine, kaum 4 Üuadratfuß
messende Fenster, welche an einer Rhame einerseits ein verschiebbares Glas. an-
derseits ein gleiches Brettchen haben, welches leztere bei Nacht vorgeschoben wird.
Ober dem Fenster, der Eingangstür gegenüber, und ober dieser Tür selbst, sind 2
kleinere, mit Brettchm verschließbare Fmsterchen, zum Abzug des Rauches. Vorder Tür
befindet sich der hölzerne Rauchfang, welchen die Väueriu öfters mit einem Fich-
tmzweig- oder Bärlappmoos-Bündel auf einer Stange fegt. Rechts vom Eingang
ist der Kochherd und der Vakofen, über dem Herde ein Rauchmantel von
Strohgefiecht und dit mit Lehm überzogen. Unter der Bakofmbank ist der Hüh-
ner st all. Dem Nakofen gegenüber steht der Sauk esse losen zum Absieden
des Schweinfutters. Am Herde wird gekocht, im Keffelofm gebraten, und der
beliebte Ofenkater (Baggerl, Tommerl, gebakene Polenta), der Wieder (Kuchen) u.
dgl. gebakm. Der Rauch sucht sich durch die 2 kleinem Rauchfmster und nöti-
genfalls durch die geöffnete Tür einen Ausweg. Diese Stuben sind troken, die
Luft derselben wird durch den abziehend m Rauch fortwährend gereiniget, und der
glatte Lehmboden (Flöz;) täglich früh, und wo nötig auch unter Tags rein ge-
lehrt, wozu der Birkenbesen immer in seinem Winkel bereit steht.
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Title
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Author
- Mathias Macher
- Publisher
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Location
- Graz
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.91 x 20.62 cm
- Pages
- 632
- Keywords
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen