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zu sauge«, wie dies bei den Äalkformazionen der Fall ist, und bleiben
daher an der Oberfläche immer feucht und kalt; nur die Klüftungen nemen
das überflüssige Waffer auf und geben dasselbe in zalreichen Quellen wieder von
sich. Es scheint auch, daß an diesem kalten Gestein die feuchten, warmen Dünste
sich vorzugweise niederschlagen, und dadurch nicht nur die Quellen reichlich nähren,
sondern auch den Boden fortwährend feucht erhalten. In den breiteren Tälern
der Enns und der Palten kommen zu diesen Nachteilen noch stellenweise ausge-
dehnte Versumpfungen und Moore, welche durch natürliche und künstliche
Hemmungen der Gewässer entstanden sind, und besonders durch die verderbliche
Holzschwemmanstalt noch fortwährend vergrößert werden. Allerdings werden die
schädlichen Ausdünstungen dieser sumpfigen Moore durch die frischen Windströmun-
gen fast täglich zerstreut, so daß sie nicht Zeit gewinnen, wie in anderen Gegen-
den Sumpfwelelfieber zu erzeugen; allein die nachteilige Wirkung der kalten Feuch-
tigkeit tritt desungeachtet ein, und die dadurch begründete kretinische Anlage
wird von dem scharfen Winde noch indirekt dadurch verschlimmert, daß sie häu-
fige rheumatische Ohrenentzündungen und in deren Folge Schwerhörigkeit
und Taubheit, als Hauptursachen der höheren Entwillung kretinischer Anlage,
erzeugen.
Dem Hauptstok des 42 bis 45 Meilen breiten kriftallinisch-schiefrigen Ge-
birges gegenüber tritt mit dem höchsten Berge des Landes, dem Dachstein, eine
mächtige Kalk-Alpenkette in das Land. um es gegen Oestreich hin zu begränzm.
Diefe Gebirgsart zieht nicht nur die Feuchtigkeit an, sondern nimmt dieselbe
auch in sich auf, und verdunstet sie wieder unter Einwirkung der Sonnen-
wärme. Sie hat auch eine bedeutende wärmehaltende Kraft; in ihr können
sich keine Versumpfungen bilden, weder bedeutende Nässe, noch kalte Feuchtigkeit an-
sammeln; sie geben also keinen Herd für kretinische Anlage, und man sucht
in dm nördlichen, sonnigen Höhen des Ennstales. so wie in denen des keffelartigen
Traungebietes vergebens nach derartigen Bewohnern, welche in den tieferen Partien
selbst dieser sonnigen Seite des Ennstales, so weit die zwischen den beidm Haupt'
gebirgen eingeschobene Grauwakenbildung hinaufreicht, gar nicht seltm sind.
Die südlichen Verzweigungen des Hauptalpenstokes gegen das Muttal hin
beherbergen hingegen ungeachtet ihrer großenteils sonnigen Lage doch eine bedeutende
Zal von Bewohnern mit kretinischer Anlage in den Bezirken Murau, Oberwölz,
Oberzeiring und Iudenburg. Minder ist diese Anlage in der südlichen, von West
gegen Ost verlaufenden Nrgebirgskette des Muttales (S. 6) in den Bezirken Murau,
Neumarkt und Obdach, während sie in dm Bezirken Iudenburg und Knittelfeld,
wo diese Gebirgskette, den Grazer« und Brüter-Kreis scheidend, eine nordöstliche
Richtung nimmt. wieder auffallender hervortritt. An dm südlichen Abdachungen
dieser lezteren Kette, in den Bezirken Voitsberg und Fronleitm erscheint diese kreti-
nische Anlage wieder etwas müder, und sie wird an den östlichen Niederungen des
vom Hirschegger-Speit bis Eibiswald hinziehendm Gränzgebirges in den Bezirken
Stainz, Landsberg und Eibiswald ganz unbedeutend. An dm nördlichen Abhängen
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Title
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Author
- Mathias Macher
- Publisher
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Location
- Graz
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.91 x 20.62 cm
- Pages
- 632
- Keywords
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen