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Bl«ttm». 447
ergab sich der merkwürdige Fall, daß in der Gemeinde Kohlschwarz auf einer Höhe
von mehr als 2500 W. FuĂź in einem einzelnm Bauernhause nach und nach 1t
Personen erkrankten und 10 davon starben, dann in dem nur einige hundert Schritte
höher gelegmen Nachbarhause 8 Personen ergriffen wurden, und 1 starb.
2) Der Fleken-Tifus brach im Franzosenkriege d. I. 1809 aus, verbreitete
sich besonders 1810—1811, und hörte in den folgenden Kriegsjahrm nie ganz, auf.
In der späteren langen Friedenszeit war wenig vom Flekentifus zu hören. Erst
1846 und 1847. dann 1851 und 1852 machte er sich in Graz wieder bemerk«
bar, und wurde vorzüglich durch rekonvaleszirende Mi l i tär-Ur lauber auf das
Land (Voitsberg, Weiz, FĂĽrstenfeld, Fehring u. f. w.) verschleppt. In Pettau wurde
diese anftekende Krankheit (1849 und 1850) durch Honveds. und in Marburg
(1850) durch Eisenbahnarbeiter verbreitet.
d. Masern , Scharlach und Friesel.
1) Die Masern kommm in allen Gegenden des Landes vor. und erscheinen
meistens alle 4—5 Jahre, wo sie oft manche Opfer', zumal unter den Kindern,
fordern. Sie zeigten sich in der lezteren Zeit in größerer Ausbreitung, und teilweise
bösartig: in Stainz und Landsberg (1853—1859), in Iudenburg. Leoben und
Eismerz (1854). in St. Gallen und Kindberg (1855) und in Muregg (1856).
Die Landleute pflegen gegen diese Krankheit selten ärztliche Hilfe in Anspruch zu
nemen.und man sieht manchmal Kinder, vom Ausschlage noch ganz gerötet, herumlaufen,
wodurch die Krankheit ungemein verbreitet wird.
2) Der Scharlach erscheint so wie die Masern alle 4—5 Jahre, zeigt sich
bald mit, bald ohne Friesel, tritt selten besonders bösartig (mit brandiger Bräune
u. dgl.) auf, nimmt aber oft durch übermäßiges Warmhalten im Entzündung-, und
durch VerkĂĽhlung im Abschuppung-Stadium einen schlimmen Ausgang. Besonders
häusig ist die sekundäre Wassersucht in Gebirggegendm, wo die Kinder, sobald
sie das Bett verlassen können, gleich wieder allen schädlichen Witterung-Einflüssen aus»
gesezt werden. Bedeutende Scharlachepidemien zeigten sich in den leztm zehn
Jahren: in Murau und Neumarkt (1849), in Pöllau (1851), in Leoben und
Kindberg (1852), in Stainz und Teutsch-Landsberg (mit bösartiger Bräune 1853),
in Maria-Zell (1854), in MĂĽrzzuschlag und Amfels (1855). in Neumarkt (1856)
und in Muregg (1857). Die Behandlung des Scharlach mit kaltem Wasser
hat bei uns noch wmig Eingang gefunden.
3) DerFriefel kommt als selbständige Krankheit in mehrm Hügelgegmden
des Landes vor. ist aber im Lasniztale des Teutsch-Landsberger'Bezirkes vor einigen
Jahren epidemisch aufgetreten, und hat manchen Talbewohner dahingerafft.
o . D i e B l a t t e r n .
Die Blatternkrankheit richtete frĂĽher oft arge VerwĂĽstungen unter der jungen
Bevölkerung an. Seit Einführung der Kuhpoken-Impfung im Anfange diefes Jahr«
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Title
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Author
- Mathias Macher
- Publisher
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Location
- Graz
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.91 x 20.62 cm
- Pages
- 632
- Keywords
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen