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486 Sanität-Personale.
so daß auf das übrige Land kaum über 400 bleiben, von welchen wieder die
größere Zal auf die Städte und Märkte kommt, und sohin viele Pfarren
und Seelsorgstazionen ohne geprüfte Hebammen sind, wie dies z. B. im Be-
zirke Teutsch-Landsberg in 5 zusammengränzenden Gebirgspfarren der Fall ist. Der
größte Mangel an Hebammen ist im Marburgrr-Kreis, wo z. V. im Bezirke Ro«
hitsch nur 1 und in 8 anderen Bezirken (Drachenburg, Erlachstein. Franz, Lichten,
wald, Luttenberg, Schönstem, Tüffer, Windischgraz) nur je 2 geprüfte Hebammen
sich befinden. Das Landvolk ist auf seine Notmütter verwöhnt, und hat we-
nig Vertrauen zu den approbirten, wenn gleich aus der Bezirkskaffe besoldeten
Hebammen, so daß manche von diesen beinahe ganz unbeschäftiget ist.
3 . T ierärz te und Kurschmiede.
An Tierärzten ist in unserem Lande der größte Mangel. Eigentliche
Tierärzte, welche einm 3jährigen Lehrlurs an einem Tierarznei-Iustitute ab»
solvirt haben, zählen wie nur 9, und unter diesen sind noch 3 zugleich Doktoren
der Heilkunde und 1 Magister der Chirurgie.
Kurschmiede mit zweijährigem Lehrkurse, welche in der Regel nur
in der Pferde Heilkunde die nötigsten Kennwisse besizen, sind 46, und
Neschlagschmiede mit einjährigem Lehrkurse 66, sohin außer den 9 eigent-
lichen Tierärzten nickt mehr als 412 Individuen, welche sich praktische Kenntnisse
in Behandlung von Tierkrankheiten erworben haben.
Merdings erhalten die Aerzte und Wundärzte auch Unterricht in der
Seuchenlehre — allein nur zu sanitstpolizeilichen Zweken; die eigentliche tierärzt-
liche Praxis bleibt ihnen in der Regel fremd. Der größte Teil der sogenannten
Tierärzte auf dem Lande besteht daher aus Bauern, welche in diefer Beziehung
etwas zu verstehen vorgeben, viel Unheil anrichten, und häusig auch Kurpfuschereien
an Menschen verüben. Als Anhängsel des tierärztlichen Personales können die
Abdeker angefthen werden.
D i e A b d e k e r .
auch Wasenmeifter genannt, welche bereits im Artikel über Viehkrankheiten
unter den schädlichen Einrichtungen (S. 98) berührt wurden, stammen noch aus
dem finsteren Mittelalter, üben ihr in neuerer Zeit ganz überflüssig gewor-
denes Gewerbe nach altherkömmlichen Gebräuchen größtenteils zum Nachteile des
allgemeinen Gesundheitwoles aus, und begünstigen besonders durch heimliche
Venüzung der Aeser der in Seuchen gefallenen Tiere die Verbreitung der Vieh-
seuchen. In den meisten Bezirken des Landes befinden sich solche mebr oder
weniger schädliche Wasenmeistereien. Eine zwekmäßige Regulirung dieser Ge-
werbe, als solcher, dürfte kaum zu erzielen sein; jedenfalls ist es rätlicher, sie
gänzlich aufzuheben, und durch Bezirks- oder Gemeinde-Diener zu ersezen,
welche die Verpflichtung haben, neben der Ueberwachung des Polizeiwesens «.,
auch die Aeser und schädlichen Tiere wegzuschaffen und unschädlich zu machen.
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Title
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Author
- Mathias Macher
- Publisher
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Location
- Graz
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.91 x 20.62 cm
- Pages
- 632
- Keywords
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen