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200 Sanität-Distrikt Liezen.
stört häufig der Re i f die sich erschließenden Blüten-Knospen und die jun-
gen Saaten.
Die Schneefälle sind sehr reichlich, und es vergeht selbst in den wär-
meren Jahreszeiten säst kein Monat, wo die höherm Gebirge nicht frischen Schnee
erhalten. Schwere Gewitter mit Stürmen und Hagel kommen gewöhnlich
vom Dachstein herab; zum GlĂĽke entleert sich der Hagel meistens auf dm Gebirgs-
rüken. Der mittlere Barometerstand ist hier 26 W. Zoll, 6—8 Lin. und
die mittlere Jahrestemperatur - l- 6,5« R. Jahreszeiten hat dieser
Distrikt eigentlich nur drei, da der FrĂĽhling sehr kurz und oft gar nicht merkbar
ist. Der Winter beginnt im November und dauert bis Ende April, also ser
Monate, Er ist sehr beständig, überzieht die Gegend mit einer tiefen Schneedeke,
und hat meistens klare, heitere Tage und Nächte. Die Kälte erhebt sich selten
über —45"R. stieg aber auch schon bis auf—25«R. Die mitt lere Winter-
Temperatur ist — 4 " R. Der tiefste Schnee fällt im Dezember. Jänner und
Februar. Die Alpen bleiben 5—6 Monate, ja noch länger, mit tiefem Schnee
bedekt; diefer braucht sodann 1 bis 2 Monate zum Schmelzen, und selbst in dm
übrigen Monatm werden die höheren Gebirge oft auf kurze Zeit mit Schnee
überzogm. In den Tälem und in den nahen Abhängen dauert die gtößte Kälte
mit heiteren Tagen bis Ende Februar. Dann wird die Luft milder, die Witte«
rung unftät. Gegm Ende März beginnen die wärmeren Winde, der alte Schnee
sinkt; neu gefallener ist nicht mehr von Dauer. Mit den wachsenden Tagen und
bei zunemender Wärmekraft der Sonne verschwindet der Schnee zuerst in der Tiefe
der Täler, und rükt almälig über die Abhänge der Berge bis zu dm Alpen
zurĂĽk. An der Sonnseite verliert sich der Schnee beinahe um 44 Tage frĂĽher als
an der Schattseite. Wmn am Ende des Winters warme Regen eintreten, und die
Sonne in ruhigen Tagen schon die Erde zu erwärmen beginnt, geschieht es nicht
selten, daĂź jene Schneemassm, welche durch dm Wind in den KlĂĽften und an den
Rändern der Alpenwände zufammmgeweht wurden, sich plözlich lösen, und als
Schneelahnen (Lawinen) sich immer rasch vergrößernd mit gewaltigem donnerähn-
lichen Rollen, alles aiff ihrem Wege verwĂĽstend, in das Tal stĂĽrzen. Hat der Winter
sein halbes Jahr in Anspruch genommen, so zeigt sich der sehr bescheidene FrĂĽhling
mit seiner meist unfreundlichen, nnftäten Witterung.
Der Frühl ing fällt eigentlich in dm Monat Mai, ist aber gewöhnlich
noch zur Hälfte recht winterlich, und die Nachtfröste dauern oft den ganzen Mo-
nat hindurch, bis endlich die Sonne ihre Herrschaft errungen hat, und im Juni
plözlich der Sommer dasteht. Die Durchschnitt-Temperatur des Frühlings
ist ^ - 5 bis 6" R.
Der Sommer dauert ebenfalls nicht sehr lange; er beginnt etwa um
die Mitte Juni, und man sezt sein Ende auf Bartholomä (24. August). Die
heiĂźeste Zeit pflegt mit Ende Juni einzutreten; dann folgen nicht selten auffallend
kĂĽhle Tage; insbesondere sind die Nachte, mitunter auch die Morgen und
Abende, selbst mitten im Sommer meistens kĂĽhl, und bildm zur Tagestemperatur
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Title
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Author
- Mathias Macher
- Publisher
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Location
- Graz
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.91 x 20.62 cm
- Pages
- 632
- Keywords
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen