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202 Sanität-Distrikt Litzen.
P. L. notirt. Nach den Jahreszeiten beträgt der mittlere Luftdruck in dieser Alpen-
gegend im Frühling 324,^, im Herbst 348,,, im Winter 347,^ und im Sommer
344,, P. L.
Vor Winden ist das Keffeltal von Aussee sehr geschüzt, während an anderen
Punkten, wie im Mitterndorfer-Veken? nicht selten heftige Stürme wüten. Die durch
die Talschlucht zwischen dem Koppen und Sarstein einbrechenden Westwinde bringen
gewöhnlich Regen, und auf den Höhen oft Schnee. Die Gebirgshänge und engen
Täler erscheinen hier als Lokalursache manchmaliger Stürme. Die häufigen Luftzüge
find durch die ungleichförmige Vesonnung der Gebirge und natten Felswände, durch
die vielen Seen und Wälder, durch die Echneedeken der Vergspizen, die senkrechten
Abhänge u. s. w. bedingt. Die Luft ist in dieser Seehöhe bedeutend dünner, und
bat auch weniger Sauerstoff und mehr Kohlensäure, als in den tieferen Gegenden,
welches Verhältniß bei zunemender Höhe sich steigert. Wasserdünste sind hier gewöhn-
lich in großer Menge der Luft beigemischt.
Die Extreme des Dunstdrnkes der Atmosfäre fallen auf die Monate Jänner
und Juli. Im Jänner üben die Dünste dey geringsten Druk (4,^ Linien) auf die
Üueksilbersäule, und dieser niedere Druk dauert im ganzen Winter (4,g L.), weil in
der niederen Temperatur die Dünste von dem gasigen Zustande am fernsten sind. Im
Sommer hingegen, wenn sie in der Wärme gasig werden, erreicht ihr Druck das
Marinwm im Juli (4.g L.), und dieser hohe Druk dauert den ganzen Sommer
hindurch (4,7 L.). Das Sättigungprozent ist hier auch im Jänner (94), und über-
baupt im Winter (92) am größten. Das Gegenteil zeigt sich aber im Mai (68),
und überhaupt im Frühjahr (70 Pro;.). Das Gewicht der Dunstmenge ist am
kleinsten im Jänner (4,? Gran in 1 W. Kub. Fuß), und überhaupt im Winter
(4,g Gr.), am größten im Juli (4.^ Gr.) und überhaupt im Sommer (4,^ Gr.).
Der Dunstdruk beträgt im ganzen Jahre durchschnittlich 3,^, das mittlere Sättigung-
prozent 84 und der Gehalt der Dunstmenge in 4 N. Kub. Fuß 3,^ Gran. Die
tieferen Alpentäler des Ennsgebietes haben schon nach dm Gesezen der Seehöhe eine
größere Dunstnmige, welche dort durch Sumpfausdünstungen sich noch vermehrt.
Am nördlichen Kalkgebirgzuge des Enns- und Traungebietes, wo jede Feuchtigkeit
begierig eingesaugt und das atmosfärische Wasser durch die zalreichen Zerklüftungen
schnell in die Tiefe geleitet wird, haben die Wasserdünste der Luft eine große Bedeu-
tung. Eben darum sind hier auch die Wälder, welche die Wasserdünste größtenteils
liefern, von fo hoher Wichtigkeit; denn ohne diese würde bald eine den Pflanzen und
Tieren verderbliche Trokenheit der Luft eintreten. So zeigte sich im April 4854
bei der großen Trokenheit nur 46 Proz. Luftfeuchtigkeit, und es erfolgte bei ->- 5"R.
Eisbildung mit auffallender Verminderung des Ozon und Verzögerung der Vegeta«
zion. Nebel und Wolken, die sichtbarm Waffeldünste, umhüllen unsere Täler und
Gebirge sehr häufig, besonders bei niederm Temperaturgraden. Im Sommer sinken
hier die Nebel nicht unter die obere Gränze des geschloffenm Fichtenstandes herab;
im Herbst und Frühjahr betreten sie schon die Gränzen des geschlossenen Buchen-
st andes, und nemen im Winter die tiefsten Waldregionen ein.
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Title
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Author
- Mathias Macher
- Publisher
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Location
- Graz
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.91 x 20.62 cm
- Pages
- 632
- Keywords
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen