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Amtsbezirk Maria-Iell. 2^1
b. Boden- und Bevölkerung-Verhäl tn isse.
Die Bodenfläche, so wie die Zal der Bewohner und der Gemeinden wurde
bereits in der Uebersicht angeführt. Von dieser Vodenfiäche sind 9 <>/« unproduktiv,
47 o/o Wald. 11 °/y Grasland. 18«/,, Brände, 9 «/<> Eggarten, und nebst dem
Vau-Areal nur ein unbedeutender Rest von Gärten und Ackern. Da der ganze
Umfang der eigentlichen Wiesen, Eggarteu, Aeker und Gärten nur 4750 Joch be-
trägt, so entfallen bei dem großen Gesammt-Flächenraume nicht mehr als 0,>, Joch
solchen Grundes auf jeden Bewohner. Der Boden ist im Allgemeinen sandig,
mitunter lehmig, und hat stets Sand. Schotter oder überhaupt Gestein zur Unter»
läge. Die fruchtbare Damerde beträgt durchschnittlich bei 6 Zoll. Die vorzüg-
lichsten Bo den erzen gnisse sind denen des Bezirkes Gallenstein analog; nur
läßt das rauhere Klima die Obstbäume sehr dürftig aufkommen, und von Ge-
treidelten wird hauptsächlich nur Sommerkorn (russisches Eiskorn) und Hafer,
mitunter auch Gerste und Sommerweizen gebaut. Gemüse, zumal Kopfkohl (Kraut)
und Erdäpfel, gedeihen hier vortrefflich. Die wilde Flora der Gebirge ist von
reicher Mannigfaltigkeit. Die Wild- und Haustiere sind von denen des oberen
und unteren Ennstales kaum verschieden.
Die Bewohner gleichen in jeder Beziehung denen des unteren Ennstales,
und gehören in überwiegender Mehrzal dem Bauern« und Arbetterstande an. Ihr
Haupterwerbzweig ist nebst der Viehzucht die Waldwirtschaft und Eisenindustrie.
Der Markt Maria Zell verdankt feine Wolhabenheit den zahlreichen Wallfahr-
tern, welche fchon länger als 7 Jahrh, diefen Gnadenort besuchen. Das eigent-
liche Landvolt ist wolgebaut, kräftig und gesund, fröhlich, offen und gutmütig.
Kröpfe find selten, Kretinen unbekannt. Die Bergwerk-, Holz« und Eisenarbeiter
find aus Einheimischen und Fremden gemischt, daher auch in ihrem Charakter sehr
verschiedenartig. Die Marktbewohner haben einen mehr städtischen Anstrich.
Der Gesund heitzustand des Volkes überhaupt ist vortteMch; das rauhe
Klima verursacht aber viele Rheumatismen und Entzündungen, und besonders eine
bedmtende Sterblichkeit unter dm Kindern. Gallige und rheumatisch-gichtische Leiden
find besonders häusig. Bei den Berg- und Grubenarbeitern sind Anschoppungen
der Eingeweide, bei Feuerarbeitern wegen der großen Hize und oftmaligen Verküh-
lungen Lungenentzündungen, im Winter bei dem blendenden Schnee auch hartnätige
Nugenentzündungen gewöhnlich. Die Katarrhfieber gehen gerne in Nervenfieber über,
und aus denselben entwickelt sich oft der Tifus, welcher besonders im Jahr 1855
viele Opfer forderte. Obwol die Impfung leicht Eingang findet, so herrschten doch
mehrmal die Blattern. Scharlach. Masern, Grippe treten oft epidemisch auf. Im
Jahr 1832 wurde die Cholera zuech von Wien nach Maria-Zell durch Wallfahrter
übertragen, und raffte 44 Menschen hin. Auch in dm Jahren 1836, 1849
und 1850 zeigte sich dies Uebel wieder, obwol in milderem Grade. An Lungen-
sucht sterben über 14"/«, an Wassersucht über 7 «/«. im ersten Lebensjahre über-
vl. Wacher's »ed. Topografie. 16
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Title
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Author
- Mathias Macher
- Publisher
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Location
- Graz
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.91 x 20.62 cm
- Pages
- 632
- Keywords
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen