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Amtsbezirk Maria-Zell. z^z
Frein-Tal ist eine Lokal - Kurazie. Die HĂ€user der Gemeinde find durchaus
zerstreut.
2) Die Gem. Maria-Zel l (14.026 I., 876 Bw.) schlieĂt sich westl.
an Haltal. Der M a r k t M a r i a - I e l l , mit seiner groĂartigen Wallfahrtkirche
liegt am SandbĂŒchel (2778 W. F.). Hier ist der Siz des k. k. Bezirksamtes,
eine Dekanatspfarre- und Schule, ein BĂŒrgerspital fĂŒr 41 MĂŒndner und ein Kranken-
hĂ€uschen fĂŒr Fremde; an SanitĂ€tpersonen sind im Markte: der k. k. Bezirksarzt,
2 WundÀrzte. 4 Apotheker. 2 Hebammen und 2 Kurschmiede. Der Markt hat
108 durchaus wenigstens stokhohe HĂ€user, 4 Gaffen, einen groĂen Plaz, dann
öffentliche Brunnen in allen Gassen, welche ihr frisches Gebirgswaffer durch R«h-
renleitungen zugefĂŒhrt erhalten. Die Zal der Wallfahrter betrĂ€gt jĂ€hrlich nahe-
zu Hunderttausend. FĂŒnfzig Gastwirthe sind eingerichtet, diese Fremden aufzune-
men, und eine noch gröĂere Zal von KrĂ€mern, Erzeugern und VerkĂ€ufern ver-
schiedener sogenannter geistlicher Waaren und 3 Buchbinder«, bietenden Wallfahrtem
in 53 netten, zwekmĂ€Ăig aneinander gereihten Krambuden am Hauptplaze ihre
schönen âAndenken von Maria-Zell" zur Auswahl.
Als sanitÀtwidrige AbnormitÀt befinden sich unter diesen HÀndlern
auch 12 KrÀuter-und WurzelkrÀmer, welche ihre AlpenkrÀuter und Wurzeln,ja
sogar fossile Knochen (als Einhornbein u. dgl.), die nicht immer von HöhlenbÀren
und Àhnlichen urweltlichen Tieren, fondern mitunter auch von Pferden und Hunden
aus Schindangern herzuftammen scheinen, dem unwissenden uud aberglÀubischen
Publikum als Panazs gegen alle Krankheiten der Menschen und Tiere anpreisen
und verkaufen, â sobin nur als offen geduldete, gemeinschĂ€dliche Kurpfu-
scher zu betrachten sind. Dies ist hier um so auffallender, als eine sehr ausge-
zeichnete Apotheke im Orte besteht. Nebenbei muĂ bemerkt werden, daĂ dieser
KrÀuterkrÀmer-Nnfug im ganzen Lande besteht, und solche KrÀutler und Wurzel-
grĂ€ber auf allen gröĂeren JahrmĂ€rkten im Lande mit ihren Waaren sich einsinden.
Die Kat.-Gm. Maria-Zell bat auĂer diesem gleichnamigen Markte und dem Dorfe
Rasing nur zerstreute HĂ€user. Im GrĂŒnautale haben sich durch aufsteigende
Brunnquellen viele moosige und sumpfige Stellen gebildet. Am nordöftl. AbHange
des BĂŒrgeralbel (3984 W. F.) befindet sich eine Kalkstein-Höhle. Raben-
burg oder Hohlenstein genannt.
3) Die St. Gm. St. Sebastian (8240 I., 550 Bw.) liegt westl. von
M.-Zell. und grÀnzt nördl. und westl. an Unteröstreich. Sie enthÀlt das obere
GrĂŒnautal mit den 3 Zellerlmten, dem kleinen Hechtmsee und 3 Salblingteichen,
dann das Er laf ta l mit dem Erlafsee, durch dessen Mitte das ĂrlafftĂŒĂchen und die
unteröstreichische GrÀnze zieht. Zwischen beiden TÀlern bildet der Nasingberg die
Wasserscheide, deren Uebergangsattel sich bis zum Markte M.-Zell erstrekt. Das
GrĂŒnautal und das am Kreuzberg gelegene Sigmundskirchlein bieten vom Markte
aus einen ungemein schönen Anblik. Die Sebastians - Kapelle an der Post-
straĂe soll zur Zeit einer Pestnot in der Mitte des 17. Jahrhunderts gebaut
worden sein.
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Title
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Author
- Mathias Macher
- Publisher
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Location
- Graz
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.91 x 20.62 cm
- Pages
- 632
- Keywords
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen