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282 Amtsbezirk Mautern.
Eisenerz und Rottenmann, westl. an Rottenmann. Er ist sehr gebirgig und waldig
und wird durch den Liesingbach. welchem beiderseits mehre BĂ€che zuflieĂen, von
Nordwcst nach SĂŒdost in 2 HĂ€lften geteilt. Durch das Liesingtal zieht die Salz»
straĂe, ĂŒberschreitet bei Wald einen sanften VergrĂŒken im groĂen Wafferscheide-Gebirg-
zug, und gelangt durch das Paltental zur Enns. Dieser Punkt bei Wald gewÀhrt den
niedersten Nebergang ĂŒber die Alpen in ihrem ganzen Zuge durch Europa, weshalb
auch die Anlegung einer das Mur- und Ennstal verbindenden Eisenbahn hier am
leichtesten ausfĂŒhrbar wĂ€re.
Das Klima ist wegen der NÀhe der Hochgebirge rauh und kalt. D« vorherr«
schenden Nordwestwinde bringen oft Regen und Gewitter, welche am hohen Reiting
anstossend, nicht selten wieder zurĂŒckkehren. Regen, starker Schneefall und Schnee-
verwehungen sind hÀufig. Gewitter zeigen sich im Sommer oft, Hagel ist aber selten.
Hz. Boden- und Bevölkerung-VerhÀl tn isse.
Der Bezirk enthÀlt 9.7 Od.-Ml. und 4756 Vw. in 48 Katastral- (4 Orts-)
Gemeinden. Auf jede Ăd.-Ml. entfallen nur 836 Vw. und auf jeden Bewohner
44.9 Joch GrundflĂ€che. Von diesem Boden sind 9,g"/â unproduktiv, 53., "/<, mit
Waldungen bedekt, 22,2°/<, Grasland (Wiesen, Weiden, Alpen) und nur 3,« "/<, Acker;
bei 4 4 "/y werden zu Eggarten und BrĂ€nden benĂŒzt. Viehzucht uud Kohlenerzeugung
ist daher die HauptbeschÀftigung der Bewohner. Viele beschÀftigen sich auch mit
Bergbau. Die Gebirge bestehen in der Nordpartie und im Liesingtal hauptsÀchlich
aus Grauwakengebilden, Uebergangs- und Ulkalk, im sĂŒdl. Teile auch aus quarzigem
Nrgebirge. Sie liefern Kupfer, Schwefel, Alaun, FederweiĂ u. f. w. Die Frucht-
erde ist von guter Beschaffenheit und hat eine steinige Unterlage. Die Boden-
erzeugnisse find denen der Nachbarbezirle Oberzeiring und Rottenmann gleich,
eben so die Wild- und Haustiere. Die Kalkgebirge sind so wie im Bez. Leoben
die Heimat der Gemsen. Am Reiting wurde der lezte Steinbok des Landes geschossen.
Der Charakter der Gebirgbewohner ist hier wie in andern Orten, offen
und treuherzig, aber ziemlich rauh. Sie sind aberglÀubisck, aber auch sehr religiös«
und gegen Alatholiken. deren hier ziemlich viele vorkommen, auffallend tolerant.
Nebrigens sind ihre Sitten und Eigenheiten ganz so wie in den erwÀhnten Nachbar«
bezirken. Die gewöhnlichen Witterungkrankheiten zeigen sich auch hier vor-
herrscheud. Die Bergknappen in den Kupferbergwerken zu Kallwang bekommen
hĂ€ufig Beulen, GeschwĂŒlste und verschiedene Hautkrankheiten. Die Bergleute leiden
auch hÀufig an Skorbut, welchen man hier die Grubenkrankheit nennt. Kretinartige
und blöde Menschen sind im Bezirke nicht selten, vorzĂŒglich in den Gm. Kallwang
und Wald. Man schreibt diesen Zustand vorzĂŒglich der Ueberschoppung der Kinder
mit groben, fett zubereiteten Speisen zu. In den TĂ€lern, wo durch Schwefelerzeu-
gung sich SchwefeldÀmpfe verbreiten, fcheinen diese die Anstekungstoffe zll zerstören,
da eine bedeutende Tifus-Epidemie in d. I. 4847 und 4848. dann eine Lungen-
seuche des Hornviehes i. I. 4794 hier ihre GrÀnze fanden. Es ist auch zu be-
merken, daĂ in diesen DĂ€mpfen oie Moose an den BĂ€umen absterben. In den
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Title
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Author
- Mathias Macher
- Publisher
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Location
- Graz
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.91 x 20.62 cm
- Pages
- 632
- Keywords
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen