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386 Heuptftadt Graz. Mediz.-chir Lehranstalt.
geben sind, bestehen keine Leichenkammern. Mit diesen sind nur die Heil' und
Versorgung-Anstalten versehen. Leichen, welche man aus Sanität- oder anderen Rük«
sichten nicht in ihren Wohnungen belassen kann, werden aus allen Stadtteilen am linken
Murufer in die Leichenkammer des allgemeinen Krankenhauses, und von der
Murvorstadt in die der barmherzigen Brüder oder des Siechenhauses über-
bracht. Für die Beisezung der Leichen in der neuerrichteten Todtenkammer deS
allgemeinen Krankenhauses ist nach Statth. Kundm. v. 20. März 1847 eine Tare
zu entrichten, und zwar: 4) in der allgemeinen Todtenkammer für die einfache
Aufbahrung 24 kr., 2) in der besonderen Leichenkammer für die Aufbahrung za»
lungfähiger Verstorbenen der Anstalt 4 fl.. und für die von auswärts dahingebrachten
4 fi. 30 kr. KM. Die Zalungunfähigen der Stadt Graz werden hieoon ftei gehalten.
In Vetress der besonderen Auslagen für Blumen, Kerzen u. dgl. wird von den
Parteien mit der Schwester Oberin ein billiges Nebereinkommen getroffen.
VI. Die k. k. medizinisch-chirurgische Lehranstalt.
z. Gründung und Cntwiklnng der lnediz.-chirurgischen
Lehranstalt.
z. Zustand der Chirurgie in Steiermark vor Grrich
tuug der Lehranstalt in Graz
Im früheren Mittelalter, wo die medizinische Kunst von Geistlichen
und Mönchen gelehrt und ausgeübt wurde, war diesen die Ausübung der Chirurgie
als ekelhaft und unziemlich verboten. Nur diejenigen, deren Veruf es war. die
peinlichen Urteilsprüche der Gerichte auszuführen, die siechen Tiere und die Aeser zu besei«
tigen. nämlich die für unehrlich geltenden Scharfrichter und Schinder, befaßten
sich mit Behandlung von Knochenbrüchen, Verrenkungen, Abszessen, Geschwüren
und verschiedenen externen Krankheiten der Menschen.
Im 11. Jahrhunderte kommen schon Barbirer oder Scherer (tongors»)
als zünftig vor, welche auch zur Ader ließen, schröpften, äußere Schäden. Bein-
brüche. Wundm u. dgl. behandelten, aber keine bedeutenden Operazionen unter»
namen. Sie wurden, so wie die Scharfrichter und Schinder, für unehrlich ge«
halten, hatten Gesellen und Lehrlinge, und hingen als Handwerkzeichen Barbir»
schusseln aus. Dieser Zustand scheint in Steiermark noch zu der Zeit geherrscht
zu habm. als der erste Herzog dieses Landes, der tugendhafte Babenberger,
Friedrich (i. 1.1194) am Tummelplaz in Graz den Schenkel gebrochen, und
da wahrscheinlich in der Stadt kein Wundarzt zu finden war. sich genötiget
gesehen hatte, sich mit Hilfe seines Kammerdieners (leider mit tödtlichem Erfolge)
den brandigm Schenkel selbst zu amputiren.
Erst zu Ende des 12. und im Anfange des 13. Jahrhunderts wurden an
den Universitäten in Salerno, Neapel. Bologna u. f. w. Meister der Chirurgie
) und gemeine Chirurgen (Okirui-Fi vulgäres) gebildet.
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Title
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Author
- Mathias Macher
- Publisher
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Location
- Graz
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.91 x 20.62 cm
- Pages
- 632
- Keywords
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen