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440 Amtsbezirk Arnfels.
Das Klima ist von dem des Bez. Eibiswald nicht wesentlich verschieden.
Im gebirgigen Teile ist die Luft rein und bewegt, in der Pfarr« und Ortsgemeinde
Arnsels aber wegen der vielen Teiche, welche 22 Joch einnemen, und zur Hälfte
nur sumpfiges Moorland bilden, feucht und minder gesund, zumal die Teicke nur
sparsam ihr Wasser wereln. und auch der alte Rinnsal der Pesniz, welcher sich bei
Regenwetter mit Wasser füllt, keinen Abfluß hat. Im Sulmtale selbst ist die von
W. herströmende Luft rein und gesund. Feuchtigkeit ist ziemlich reichlich. Reif und
Hagel selten; Gewitter zeigen sich oft.
b. Boden- und Bevölkerung-Verhäl tn isse.
Dieser Bezirk hat 4 Üd.-Ml. mit 45,044 Vw. in 44 Katastral- (6 Orts-) Gm.
Auf jede Üd.-Ml. kommen 3753 Bw. und auf jeden Bw. 2.ß I. Bodenstäche.
Die geringste Bevölkerung mit 5 Jochen auf die Person haben d« Gebirggemeindm
Kappel. Hardegg. Goldes; die größte mit weniger als 4 I. die Märkte Arnfels
und Leutschach und die Gm. Prarateregg. Der Boden gehört hauptsächlich der
terziären Formazion an, und ist mehr sandig. Die südl. Gebirge bestehen aus
Grauwake, und der dem Sausalgebirg ungehörige nördl. Teil hat Grobkalk. Nur
in der Gebirgsgm. Kappel gibt es einige unfruchtbare Oeden. Die vielen ver-
sumpften Wiesen wurden durch die Regulirung der Pesniz und Sagga gebessert.
Die Boden erzengn isse sind denen der Bezirke Landsberg und Eibiswald
gleich: Viel Korn, wozu der sandige Boden taugt, Mais, Kürbisse, aus deren
Kernen Speiseöl gepreßt wird, Erdäpfel, Gemüfe, auch guter Wein. Von den Haus-
und Wildtieren ist nichts besonderes zu sagen; nur unter den Singvögeln werden
hier. wie im ganzen freundlichen Sulmtale, die Staare besonders gehegt. Auf den
meisten Bäumen in der Nähe der Häuser sind zalreiche hölzerne Kästchen angebracht,
in welchen diese geschwäzigen Vögel ihre Nester bauen.
Der Menschenschlag ist dem des Ne; Eibiswald ziemlich gleich, aber im
Ganzen etwas schwächlicher und kleiner. Kretinismus eristirt nirgends. Blödsinn
kommt selten vor, verkümmertes Wachstum manchmal in der Gebirgsgegend. Die
Sprache ist teutsch im Eulmtaler-Dialekte; nur in einigen Gemeinden (Rappel,
Großwalz. Schloßberg und Pesniz) wird auch windisch mit vielen untermengten
teutschen Wörtern gesprochen. Wohnung und Kleidung der teutschen Bevölkerung ist
ganz der von Eibiswald und Landsberg gleich. Die Windischen kleiden sich mehr
nach älterer Art, und verwenden vorzüglich dazu den aus grober Schafwolle er-
zeugten Loden. Die Nahrung ist dieselbe, wie im übrigen teutschen Boden; Wein
ist ein allgemein beliebtes Getränk. Der Schulunterricht wird in 6 Pfarren von
4697 Kindern in 44 Lehrzimmern besucht, deren jedes 454 (inGlein 255) Kinder
aufnemen soll. daher auch der Schulbesuch großenteils nur halbtägig sein kann.
Auf 9 Bw. kommt 4 Schulkind.
Sämmtliche Gesellen der Märkte Arnfels und Leutschach haben einen Kranken-
verein gebildet, zu welchem jeder monatlich 6 kr. KM. erlegt, und im Erkrankungfalle
verpflegt und ärztlich behandelt wird. Andere Kranken- oder Woltätigkeit-Anstalten
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Title
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Author
- Mathias Macher
- Publisher
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Location
- Graz
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.91 x 20.62 cm
- Pages
- 632
- Keywords
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen