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488 Amtsbezirk Hartberg.
Der Menschenschlag ist in der ganzen Terziärgegend ein vorzüglicher,
mit vielen schönen Körpergestalten. Auch die geistigen Fähigkeiten der Bewohner
können vorzüglich genannt werden, und es ist zu bemerken, daß aus dieser Gegend
viele ausgezeichnete Männer hervorgegangen sind ^). In den Gebirgsgemeinden
ist der Wuchs kleiner, der Kopf oft unverhältnißmäßig groß, die Hälse sind nicht immer
von Kröpfen rein. Kretinismus kommt gar nicht, Blödheit seltm vor; doch scheint
sich die Zal der Irrsinnigen zu mehren. Die Kleidung ist dieselbe wie in den
Bezirken Pöllau und Gleisdorf, nur stöhnen die Dienstboten zu sehr dem Luxus.
Die meisten Wohnhäuser sind gemauert und mit Ziegeln gedekt; nur abseitig und
auf den Gebirgen sind noch Rauchstuben und Strohdächer. Es ist aber der Uebel-
stand zu bemerken, daß die Wohnhäuser mit den Stallungen gewöhnlich neben ein-
ander gebaut, durch das Einfahrtor und die Scheuern mit einander verbunden sind und
in der Mitte den Dunghaufen haben, was gesundheitwidrig ist. Das Familien-
leben ist noch so patriarchalisch wie in den meisten Bezirken des Kreises. Die
Nahrung liefert hauptsächlich der eigene Grund und Boden. Sie ist von der in
den Bezirken Gleisdorf und Pöllau üblichen nicht verschieden. Selchfleisch mit
Sauerkraut ist an Sonntagen und bei schweren Arbeiten eine besonders beliebte
Speise; vorherrschend sind ausgiebige Mehlspeisen. In ihren Sitten und Gewöhn«
heiten sind die Nw. denen der Bez. Pöllau und Gleisdorf gleich. Ihre Mundart
ist angenem und verständlich, beinahe gleich mit der des Bez. Friedberg; nur wird
sie südl. an der ungarischen Gränze mehr gedehnt. Eine gute Gewohnheit ist der
herrschende Heimgang und die Aufname der Geschwister im Falle der Not in die
Heimatbehausung. Schulbildung findet man allgemein verbreitet. Der Unterricht
wird in 11 Pfarr- und 9 Gemeindeschulen erteilt, in welchen 28 L«hrzimmer für
2883 Kinder (jeden 8. Bw.) verwendet werden, so daß auf jedes Lebrzlmmer
durchschnittlich 403 Kinder kommen, welche Zal sich in einzelnen Schulen viel
höher (z. B. in St. Magdalena auf 491) steigert.
Obwol der Gesundheitzustand im Allgemeinen ein günstiger ist. so
kommen doch in den rauhen Jahreszeiten, in Folge scharfer NO. Winde, häufig
rheumatische und katarrhöse Assekzionen mit ihren bekannten Folgen vor, besonders
aber sind die gastrischen und Schwächekrankheiten häufig, zu deren Verschlimmerung
die vielen moorigen Wiesenstreken bei Haltberg, Saoenau, Wort, Neubau u. s. w.
durch ibre schädlichen Dünste beitragen dürften. Die Katarrbfieber nemen leicht
einen Schwächecharakter an. Werelfieber gibt es fast immer, und zeitweise nemen
auch andere Krankheiten einen intermittirenden Tipus an. Gastrische und Werel-
fieber, dann Wurmsucht kann man in den tiefer liegenden Gegenden beinahe als
endemisch annemen. Epidemien wurden beobachtet: Sommer-, Herbstnchren
in den Jahren 1830 in Hartberg, Neudau und Neuberg. 1837 bei Neudau in
') Dr. Mache r. Abriß einer Geschichte der Stadt Hartberg. (Steierm. Zeitschrift
N. F. 6. Jahrg. 1840. 1. Heft S. 29.) — I. C. Hofrichter. Pfarr-Chromt
von Hartberg. Graz 1859.
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Title
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Author
- Mathias Macher
- Publisher
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Location
- Graz
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.91 x 20.62 cm
- Pages
- 632
- Keywords
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen