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Amtsbezirk Fürftenfeld. 505
östl. Ausläufer des Raisberg-Rieggersburger-Höhenzuges. Während im Feistriztale
diluviale Schottermassen mit zalreichen Lehmanhäufungen auftreten, herrscht in den
anderen Tälern ein gelblichgrauer, lehmiger Sand und auch wirklicher Hiegellehm.
In den Höhenreihen, welche die Lafniz begleiten, ist unter Sand und Gerölle
toniger Sandmergel, in jenen der Ilz gegen die Raab zu graulicher, glimmer-
reicher Lettenton vorherrschend, welcher Vraunkohlenlagerungen dekt. Vei Ilz beißt
guter Lignit, welcher an 3 Fuß mächtig ist, zu Tage.
Der Boden ist im Ganzen fruchtbar, und bringt alle Arten Getreide hervor.
Hopfen, Obst und Wein wird in ziemlicher Menge erzeugt; lezterer ist nur von
mittelmäßiger Qualität. Die Wiesen, welche in den Tälern häufig naß find,
liefern viel, aber großenteils saueres Heu. Alle Hügel sind abwexelnd mit Buchen,
Föhren, Fichten, Obstbäumen und Weingärten bedekt. Wild- und Haustiere kommen
dieselben vor wie in den anderen Nachbarbezirken.
Der Menschenschlag ist wie in den Bezirken Fehring, Hartberg und
Gleisdorf, kräftig und wolgebildet; nur in einigen Gemeinden südwestl. von Ilz
kommen hin und wieder kropfige und mit einem Anhauche von Blödigkeit behaftete
Leute vor, was man dem Wasser und dem lehmigen Boden so wie dem Umstände
zuschreibt, daß dort die Häuser mit ihren Wohnungen meist eine nördliche Lage
haben. In geistiger und gemütlicher Beziehung ist das Volk so wie in den Nach-
barbezirken bildungfähig, intelligent und besonders gemütlich. Nur an der Landes-
gränze findet man unter den verwilderten ehemaligen Schwärzern (Schmugglern)
noch viel Rohheit. Den Schulunterricht genießen 2230 Kinder in 10 Pfarr»
schulen und 1 Gemeindeschule, so daß jeder 8. Vw. die Schule besucht. Sie
müssen in 17 Lebrzimmern Raum finden; auf jedes derselben kommen 130 (in
Söchau und Loipersdorf 220—233) Kinder. Die teutsche Sprachmundart ist
dieselbe wie in den Bez. Feldbach und Fehring, und hat besonders an der unga«
rischen Gränze hin einen eigentümlich gedehnten und singenden Charakter. Vor-
züglich auffallend ist, daß dem u, manchmal auch einen anderen Vokale ein i
nachgesezt wird. So spricht man: Muitter, Vruider. Huit, Gains, Loich u. s. w.
Diese Mundart ist auch über der Gränze unter den teutschen Ungarn, welche man
Hianzen nennt, allgemein üblich, und heißt daher auch allgemein die hianzische.
Die Wohnungen sind größtenteils gemauert, mit Ziegeln gedekt und ziemlich
rein, aber nicht selten feucht; auf einen Sonnenbau wird wenig Rüksicht genommen.
Das Familienleben ist ganz gemütlich und ziemlich patriarchalisch; man achtet den
Hausvater als Herrn, und das Erstgeburtrecht wird noch berükfichtiget. Kleidung,
Nahrung, Sitten und Gebräuche sind von denm der Nachbarbezirke Fehring und
Feldbach nicht verschieden.
Der öffentliche Gesundheitzustand ist im Allgemeinen gut. Auf den
Hügeln finden sich noch rüstige Leute von 70 bis 90 Jahren. An der Gränze,
wo die Bw. früher des Schmuggels wegen eine unordentliche Lebensweise führten,
sind Leute von 70 Jahren fchon felten. Unter den Arbeitern der Baumwoll-
spinnfabrik in Burgau kommt die Tuberkulose und Ohlorose häufig vor; unter
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Title
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Author
- Mathias Macher
- Publisher
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Location
- Graz
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.91 x 20.62 cm
- Pages
- 632
- Keywords
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen