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52t Amtsbezirk Schönstem.
die Nuche vorherrschend. Die großen Ankäufe für Eisenbahnen und Schiffbau haben
die Lärchen und Eichen bereits seltm gemacht. Edles Obst wird besonders in den
Gegenden von St. Egidi, Et. Andrä und St. Martin an der Paak erzeugt.
Von den gewöhnlichen Haustieren find hier die Schafe vorzüglich und
von ähnlichem, großen Schlage wie im Vezirle Windischgraz. Das Federvieh hat
ein besonders zartes Fleisch, und unter demselben zeichnet sich der beliebte Truthahn
aus. Iagdtiere kommen dieselben, wenn auch in geringerer Zal vor, wie im Bezirke
Windischgraz. Vom reißenden Wilde verirrt sich manchmal ein Vär aus den nahen
Hochgebirgen herab; der Wolf ist selten. Geier und Eulen hausen in kleinen Höhlun-
gen der Felsenabhänge. Die giftige Viper ist in den Kalkgebirggeröllen sehr häufig
und den blosfüffig arbeitenden Landleuten gefährlich.
Der Menschenschlag erscheint wolgebildet, gesund und kräftig, wenngleich die
Muskulatur nicht besonders hervortritt. Kretinische Anlagen und Kretinismus sind
hier unbekannt, obwol es auch an blöden und körperlich verbildeten Menschen nicht
fehlt. Die Gebirgbewohner find besonders kräftig und ausdauernd. Der Volks«
stamm ist slavisch mit wenigen Teutschen untermischt, so wie in den beiden vor-
erwähnten Bezirken dieses Sanitätdistriktes. Die Sprach «Mundart desselben nähert
sich der krainischen. Fremde akklimatisiren sich sehr leicht, zumal im freundlichen
Schaltale; nur werden sie Anfangs gerne von Katarrhen, vorzüglich der Augen
ergriffen. Die geistigen Fähigkeiten des Volles sind gut, es maugelt jedoch
an Ausbildung dieser so wie der gemütlichen Eigenschaften, welche hier dieselben
find, wie in den übrigen windischen Bezirken. Wohnung, Kleidung und Nahrung.
Sitten und Gebräuche find hier wesentlich dieselben wie im Bezirke Windischgraz,
nur wird die Kleidung schon etwas luxuriöser. Beide Geschlechter tragen Stiefel.
Bei Großbauern findet man schon häufig besser gebaute Häufer. Die Weinerzeu-
gung begünstiget den Trunk und mancherlei Erzesse.
Endemische Krankheiten gibt es selbst im hin und wieder sumpfigen
Schaltale nicht. Herrschend sind katarrhös-cheumatische Uebel, besonders in den
kälteren Iabreszeiten. Bei Mädchen ist die Bleichsucht häufig. Epidemisch Herr«
schen öfters Rühren, Tifus und die gewöhnlichen eranthematischen Krankheiten. Die
Cholera trat im Herbste 4853 in Schönstem auf. u,ü> ergriff 25 Personen, brei-
tete sich jedoch nicht weiter aus. Die Versorgung der Armen ist auch hier die
gewöhnliche; nur besteht in der Pfarre Schönstem überdies noch ein frommer
Verein zur Unterstüzung derselben. Die Leichen werden zierlich aufgebahrt, und
außer dem üblichen Leichenmahl wird oft noch ein Gedenkmahl in der folgenden
Adventzeit gefeiert. Das Sanitätpersonale beschränkt sich auf 1 Doktor d. Met»,
(in Schönstein). 2 Wundärzte (in Schönstein und Wöllan) und 2 Hebammen, so
daß auf 1 Arzt oder Wundarzt 3576 Vw. und auf 1 Hebamme nahezu 2 Qd««Ml.
und 5366 Bw. kommen. Kurpfuschereien sind allgemein üblick; doch ist kein gewerb«
massig ausübender Afterarzt bekannt. Abdeker sind in Wöllan und Topolschiz.
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Title
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Author
- Mathias Macher
- Publisher
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Location
- Graz
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.91 x 20.62 cm
- Pages
- 632
- Keywords
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen