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53t Amtsbezirk Rohitsch.
Hügeln aber lehmig mit Tonmergel-Unterlage, — jedoch durchaus fruchtbar und
zum Getreidebau jeder Art (mit Ausname des Roggen, welcher einen lokeren Noden
liebt), sowie zum Weinbau geeignet. Die Wälder sind hier durchgehends mit Laub«
holz (Buchen, selten Eichen, Ahorn, Eschen) besezt; Tannen und Föhren sieht man
noch vereinzelt, Lärchen und Fichten gar nicht. Die Obstbaumzucht ist nicht von
besonderem Belange; am häufigsten sind die Zwetschken, aus welchen Branntwein
(Slivowiz) erzeugt wird. In Schiltern gedeihen sehr gute Kastanien, welche in
großer Menge ausgeführt werden. Der hier erzeugte W ein ist von mittlerer Qualität,
die Viehzucht unbedeutend; den größten Reichtum des Bezirkes bilden die vielen
Sauerbrunnen, besonders der seit Jahrhunderten berühmte Hauptbrunnen des
Kurortes Sauerbrunn.
Der Menschenschlag ist ein mittlerer. Die Bewohner werden als ziemlich
roh, etwas trag und dem Trunke ergeben geschildert; doch sind sie nicht bösartig
und nicht schwer zu leiten. Die Schulen entwikeln immer mebr ihren woltätigen
Einfluß. Die windische Sprache streift hier an den kroatischen Dialelt. Wohnung,
Kleidung, Nahrung und Familienleben find im Wesentlichen wie in den Bezirken
Gonowiz und Feistriz — nur viel ärmlicher und unreiner. Die Kleidung ist
schon der kroatischen mehr ähnlich, und in größeren Ortschaften beginnt auch der
Luxus sich zu entwikeln. Die Kost besteht aus Maissuppe, Krallt. Rüben, Kartofeln,
Bohnen u. dergl., alles sehr wenig geschmalzen und gesalzen; Brot wird aus einem
Gemische von Mais», Haiden- und Gerstenmehl gebaken; Fleisch kommt nur an hohen
Festtagen auf den Tisch. Armut mit wenig Sparsamkeit und Fleiß bei kleinen
Grundstüken dürften die Ursachen dieser kärglichen Existenz des Landvolkes sein.
Der Gesundheitzuftand der Menschen und Tiere ist im Allgemeinen ein
befriedigender. Kretinismus eristirt nirgends, obwol es unter der armen Bevölkerung,
zumal auf den Gebirgen, nicht an blödsinnigen, verkrüppelten und im Wachstum
verkümmerten Menschen fehlt. Wit terung kr ankheiten sind die häufigsten,
und zwar in Folge vorherrschender N. u. NO.-Winde die Rheumatismen, Katarrhe
und gichtischen Affelzionen. Im Frühjahr und Herbste kommen in den lehmigen
Tälern oft Werelsieber vor. Eigentliche Epidemien find selten, obwol die Ruhr.
die gewöhnlichen Erantheme und der Tifus fast alljährlich sich zeigen. Im Jahre
4855 (August) herrschte die Cholera in mehrm Gemeinden der Pfarren Rohitsch,
H. Kreuz und Kostniniz durch 3 Wochen, so daß an dieser Weltseuche 40 Personen
starben. Die Armen werden durch Armeninstitute der Pfarren unterstüzt; auch
besteht im Markte Rohitsch ein Vürgerspital.
Au Sanitätpersonen find außer dem Neä.-Vr. und Vrunnenarzt in der
Kuranstalt Sauerbrunn, welcher als Inspektor derselben nur wenig der Praxis ob-
liegen kann, 2 Wundärzte und 4 Hebamme, so daß auf 4 Wundarzt nahezu 6000,
und auf die Hebamme die ganze Zal der Bezirksbewobner kommen. Nfterärzte gibt
es hier nicht. Die Nachbarinen stehen sich in Geburtangelegenheiten gegenseitig bei,
ja selbst die einzige Wehmutter wird selten dazu gerufen; und doch hott man
äußerst selten von einer unglüklich abgelaufenen Geburt. In Rohitsch ist 4 WasM'
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Title
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Author
- Mathias Macher
- Publisher
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Location
- Graz
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.91 x 20.62 cm
- Pages
- 632
- Keywords
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen