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Amtsbezirk Friedau. 559
Pettauer-Eisenbahn u. s. w. in alle Weltteile versendet werden wĂŒrde. Mögen
die GroĂweingartbesizer bald Hand an's Werk legen!
Die ObstbÀume liefern mitunter edles Obst, von den Zwetschen wird viel
Brannwein lMvo^ix) erzeugt. Die Niederungen sind von Saatfeldern und
Wiesen eingenommen. In den nördl. AbhÀngen sind dunkle Nuchenwaldungen,
in der Ebene gegen O. auck einige EichenwÀlder mit Nadelholz und Kastanien-
bÀumen untermischt. In NW. herrscht die Fichte vor. Auf die Viehzucht wird
weniger gesehen. In der Drauebene werden ziemlich schöne Pferde gezogen; das
Rindvieh erfĂ€hrt geringe Pflege. TruthĂŒhner werden in groĂer Menge gehalten,
und zumal bei Festlichkeiten verzehrt. Schweine liefern das Schmal; und das
Sonntagfleisch fĂŒr den Hausgebrauch. Als Wild tier ist der Hase fĂŒr die Wein-
reben und ObstbÀume sehr schÀdlich; Wildenten sind in der DrÀu sehr hÀufig,
seltener WildgĂ€nse. Dem Dar wird fleiĂig nachgestellt, weil er seine Nahiung
gerne in den Maisfeldern sucht, und oft Schaden anrichtet.
Die Bevölkerung ist der von Luttenberg fast ganz gleich, und spricht den
slavischen Dialekt der benachbarten kroatischen Murinsel, in welche das Luttenberger-
gebirg ĂŒbergeht, dort schon vor der Vereinigung der Mur mit der DrĂ€u sich
verflacht, und den ausgezeichneten Insulaner-Wein liefert. Die Bewohner nÀhern
sich auch in Hinsicht der Kleidung und Wohnung mehr den kroatischen Nachbarn;
stehen denselben aber an Schulbildung voran, und tragen im Wesentlichen ganz
dm Charakter der steirischen Slaven an sich. Die HĂ€user sind reinlich, zur
gröĂeren HĂ€lfte gemauert; Rauchstuben gibt es nicht. Bei Hochzeiten wird oft
3â4 Tage musizirt. gegessen und getrunken. Die Einladungen dazu geschehen
unter PistolenschĂŒssen und allerlei SpĂ€ffen und Schwanken durch eigene Burschen
(?03»voini), welche mit den teutschen BrautfĂŒhrern viel Aehnlichkeit haben. Der
Glaube an Heren u. dgl. wird hier noch hÀufig angetroffen.
Der Gesundheitzustand ist im Ganzen gut zu nennen. Endemisch ist das
Werelfieber. welches in den feuchten Schluchten und stellenweise versumpften
TĂ€lern in allen Formen angetroffen wird, und fast jeden Fremden ergreift, zumal
wenn er kein Wcintrinker ist, und sich an das schlechte Waffer hÀlt. Die Folge davon
find hĂ€ufige MilzgeschwĂŒlste, nicht selten selbst Wassersucht und Auszehrung. Die
Ruhr tritt fast jĂ€hrlich auf. ohue jedoch eine groĂe Ausdehnung zu gewinnen,
eben so der Tifus. Im Jahre 1856 herrschten Blattern. Scharlach und Masern
epidemisch. Von der Cholera, welche 1849 und 1855 im Pettauer Bezirk auf-
trat, wurde diese Gegend nicht berĂŒhrt. VerkĂŒhlungen bei schweren Arbeiten,
besonders im FrĂŒhjahr, verursachen hĂ€ufige EntzĂŒndungkrankheiten. Das SanitĂ€t«
personale besteht aus 1 Doktor d. Med. (in Friedau). 3 WundÀrzten. (2 in
Friedau. 1 in Polstern«) und 3 Hebammen. Auf 1 Arzt oder Wundarzt entfallen
4384 und auf 1 Hebamme 5845 Bewohner. Die Todtenbeschau wird in den
Pfarren, welche ohne Wundarzt sind. von den Schullehrern besorgt. Abdeker sind
bei Friedau und Lachonez. Einige Weibspersonen befassen sich mit Kurpfufcherei.
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Title
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Author
- Mathias Macher
- Publisher
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Location
- Graz
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.91 x 20.62 cm
- Pages
- 632
- Keywords
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen