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572 Amtsbezirk Oberburg.
Das Klima dieser Kalkgebirgsgegend ist viel milder als das der quarzigen
Urgebirge des Vacher. In N. und W. durch hohe Gebirge, welche sich auf 6000
bis ĂŒber 8000 W. F. erheben, vor WindstĂŒrmen und gĂ€hem Witterungwerel geschĂŒzt.
aber doch mĂ€Ăigen Windströmungen, besonders von W. und NW. ausgesezt. hat
sie eine reine, gesunde Luft; weder Hize noch KĂ€lte erreichen einen auffallend hohen
Grad. Reif lommt im FrĂŒhjahr und Herbst vor, Gewitter und Hagel find seltm.
BezĂŒglich der Jahreszeiten tritt hier der FrĂŒhling kaum um 8 Tage spater,
und der Winter um eben so viel frĂŒher ein, als in sĂŒdlicheren Gegenden. Die
WinterlÀlte ist stets um einige Thermometer-Grade milder als in den Nachbarbezirken.
Z». Boden- und Bevölkerung-VerhÀl tn isse.
Der Bezirk Oberburg miĂt 8,g Qd.-Ml. uud hat 43.762 Vw. in 36 Katastral.
(8 Orts-) Gm. Auf jede Qd.-Ml. entfallen 4552 Vw. und auf jeden Vw. 6.4 I.
NodenfiÀche. Die Kalkgebirge sind mit uakten, zakigen Felsen gekrönt, deren steile
WÀnde stellenweise bis in die Talsohlen gÀh abfallen. Der Fruchtboden ist sandig,
mit Lehm gemischt, und hat Kalkschotter als Unterlage. Lehmablagerungen kommen
meist im niederen HĂŒgellande vor. Der schotterige Voden lĂ€Ăt nirgends eine
Versumpfung zu.
Die Vegetazion ist auf den Alpm nicht besonders ĂŒppig. Die TĂ€ler sind
fruchtbar, zumal wenn die Erdscholle mit humushaltigem Lehm gemischt ist. Die
WĂ€lder habm vorzĂŒglich Nadelholz, sind aber schon sehr gelichtet. In den TĂ€lern
und auf leichten Anhöhen gedeihen die meisten Zerealien, GemĂŒse und Obstarten
des Unterlandes. Als Haustiere sind Pferde, Rinder, Schweine. Schafe und
GeflĂŒgel allgemein, auf den Gebirgen auch Ziegen. Die Wölfe sind ausgerottet.
BĂ€ren kommen nur seltm aus den Gebirgen von KĂ€rnten und Kram herĂŒber.
Von gift igen Tieren kommt hier schon wieder die Nipper in den Geröllen der
Kalkgebirge vor, so wie im Bezirke Schönstein und im ganzen SanitÀt-Distrikte.
Auch Skorpione sind nicht seltm.
Der Menschenschlag ist, so wie im Nachbarbezirke Schönstein (S. 523),
gesund und krÀftig; Kretinismus ist auch in dieser Gebirgsgegend unbekannt. Der
slavische Nollsftamm hat hier nur eine geringe teutsche Mischung, und die Volks-
nmndart nÀhert sich der kramischen. An geistiger BefÀhigung fehlt es nicht.
Die Schulen werden nach Möglichkeit besucht; doch zeigen die Bauern einen geringeren
Eifer ihre Kinder in die Schule zu schiten. da in denselben die ihnm notwendige
teutsche Sprache nicht mehr wie frĂŒher betrieben wird. Die Kleidung der Gebirg-
bewohner besteht bei MĂ€nnern aus Jankern und kurzen Hosen von Loden, welchen
sie selbst erzeugen, einem breitkrĂ€mpigen Hut, Bundschuhen und WollenftrĂŒmpfen,
bei Weibern vorzĂŒglich aus Lein- und Baumwollenstoffen, ĂŒber welchen im Winter
ein langer Schafpelz getragen wird. Auch im Tieftande sind diese Pelze bei beiden
Geschlechtern allgemein ĂŒblich. Die alten EigentĂŒmlichkeiten der Kleider schwinden
almĂ€lig, und macken dm neuerm Moden Plaz. Die Wohnungen sind gröĂten-
teils gemauert, werden aber nicht besonders rein gehalten; die ViehstÀlle findet man
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Title
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Author
- Mathias Macher
- Publisher
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Location
- Graz
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.91 x 20.62 cm
- Pages
- 632
- Keywords
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen