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© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783847111658 – ISBN E-Lib: 9783737011655
Erbeder christlichenTraditionvertieft bewusstwurde, auf derenHintergrund
erst das Besondere zumAusdruck kommen sollte. Zugleichwar Giordani ein
Suchender,dersichalsFamilienvaterganzGottweihenwollte.AusAnlassdieser
seinerSuche,aber letztlichunableitbar, ergabsich imSommer1949derBeginn
jenerZeitder speziellenmystischenErfahrungChiaras,diealsParadies ’49die
ganzeweitereEntwicklungderBewegungprägensollte.
1. KontextundBeginndesParadies ’49
DerBeginnder Fokolar-Bewegungwird imAllgemeinen aufdas Jahr 1943 an-
gesetzt; die Jahreszahl ist allerdings nicht eindeutig, handelt es sich dochum
einen allmählichenProzess innerhalb des franziskanischenDrittordens inder
Erzdiözese Trient. Umdie Novizenmeisterin Silvia Lubich (mit demOrdens-
namenChiara) scharte sich indenKriegsjahrenunddanach eineGruppevon
jungenMenschen, denen sich bald auch Familien, Ordensleute und Priester
anschlossen.DasLebenausdemWort,dieEinheit(alsErfahrungderGegenwart
Gottes hier und jetzt wie auch als eschatologischer Zielpunkt der ganzen
Menschheit) und ein spezifisches Verständnis der Heilsverwirklichung in
Christus, besonders in dessen Schrei der Gottverlassenheit amKreuz, waren
ersteEckpunktedersichherausbildendenSpiritualität.DerErzbischofCarlode
FerrarierkanntesowohldiekirchlicheBedeutungdieserneuenGruppealsauch
deren Besonderheit, weshalb er 1947 die Loslösung vom franziskanischen
Drittordenbeschloss8. Eine ersteAnerkennungaufdiözesanerEbenemit eige-
nen Statuten (1947) ging einhermit demWiderstand und teils schwerenAn-
schuldigungenvonSeitenbestehender kirchlicher Institutionen, vor allemder
KatholischenAktion;CarlodeFerrariprüfteallessorgfältigundverteidigtedie
jungeBewegung,wie er es inden fĂĽnfziger Jahrenauch imRahmender italie-
nischen Bischofskonferenz tun sollte. Die oben beschriebene Begegnungmit
Igino Giordani und der Umzug Lubichs nach Rom imDezember waren Eck-
punkte eines ereignisreichen Jahres 1948undderHintergrunddessen,was ihr
imSommer1949zuteilwerdensollte.
tikanischenKonzils,Würzburg1999).BernhardCallebautnähertsichihmaussoziologischer
Sicht und konzentriert sich dabei auf die Entstehungsgeschichte der Fokolar-Bewegung
(Callebaut,Nascita).
8 ZurSchlĂĽsselstellungdesErzbischofsCarlodeFerrari inderEntstehungsgeschichtedesFo-
kolarsundzuseinerBeziehungmitChiaraist jetzteineumfangreicheStudieverfĂĽgbar:Lucia
Abignente, „Qui c’H il ditodiDio“.CarlodeFerrari eChiaraLubich: il discernimentodiun
carisma, Roma 2017. Der breitere Kontext des katholischen Lebens in Trient wird in den
entsprechendenKapitelnbeiCallebautbeschrieben(Callebaut,Nascita,besondersS.88–100).
DieWeltalsGottes Innerstes 125
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Menschenrechte und Gerechtigkeit als bleibende Aufgaben
Beiträge aus Religion, Theologie, Ethik, Recht und Wirtschaft
- Title
- Menschenrechte und Gerechtigkeit als bleibende Aufgaben
- Subtitle
- Beiträge aus Religion, Theologie, Ethik, Recht und Wirtschaft
- Authors
- Irene Klissenbauer
- Franz Gassner
- Petra Steinmair-Pösel
- Editor
- Peter G. Kirchschläger
- Publisher
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-1165-5
- Size
- 15.5 x 23.2 cm
- Pages
- 722
- Category
- Recht und Politik