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Dazu sei bemerkt, dass auch die Nordwaldburgen Waxenberg, Piberstein und Wittinghausen in
„Blickkontakt“ - Entfernung errichtet waren, sich einst gegenseitig durch optische Zeichen vor
herannahenden Feinden warnten.39
Der Teufel beim Schoberloder/"Schoeb Loder"/Schableder: (ohne Datierungsvermerk)40
Eine Geschichte aus dem „Clam´schen Lernbuechl“ erzählte, dass es mit dem Schoberloder seit
jeher eine besondere Bewandtnis hatte, und zwar, wie der Name besagt, im Zusammenhang mit
Holzstoß und loderndem Feuer. So soll dort sogar der Teufel gelebt und stets eine lodernde
Flamme unterhalten haben.
Auf dem großen, von einer Steinmauer umgebenen Platz ließ sich später ein Köhler nieder. Er
arbeitete nicht nur für seinen Herrn im Haken, sondern auch für andere Herrschaften. Als er eines
Nachts von einem wilden Tier angegriffen wurde, schrie er gellend um Hilfe; da stand plötzlich,
mit Klumpfuß und im Nacken zusammengebundenem Haar, der Teufel vor ihm und
verscheuchte die Bestie mit einem runden glitzernden Glasstück. Ehe sich der Köhler bedanken
konnte, war der schwarze Geselle verschwunden. Der Köhler aber eilte in den Haken hinunter und
bat den "Bruder", dort für den armen Teufel, der nicht einmal seine Seele verlangt hätte, in der
Kapelle ein Gebet zu sprechen und sich mit heiligem Wasser besprengen zu dürfen. Der Bruder ließ
sich die Geschichte noch einmal genau schildern und schrieb sie nieder, war aber sehr im Zweifel,
denn ohne Gegenleistung tue der Teufel nichts. So fügte er am Ende seiner Niederschrift den
Vermerk „dubito“ hinzu.
Das Quellmännchen vom Pöstlingberg: (ohne Datierungsvermerk)41
Hinweis: Nicht weit unterhalb des Pöstlingberg-Gipfels plätschert seit alters her eine kleine Quelle,
deren als besonders bekömmlich geltendes Wasser von den Bewohnern der Umgebung immer gern
genossen und in Gefäßen nach Hause getragen wurde. Nach wie vor sieht man manchmal
Menschen mit Flaschen und Kanistern ausgerüstet zu Fuß hinauf pilgern bzw zu der Quelle
hinabsteigen. Diese Wasserstelle soll schon zur Keltenzeit als Quellheiligtum bekannt gewesen
sein, auch von "Quellwächtern" wurde berichtet. Unmittelbar unterhalb des Ausflusses hat man
angeblich glasierte Gefäß-Scherben gefunden, die sich nicht der neueren Geschichte zuordnen
ließen.42
Eines Tages, als Epa, ein armes Mädchen, für seine Herrin im Hof bei den Haken Wasser holen
ging, entfiel der große neue Krug seinen Händen und zerbarst an einem Stein. Das Mädchen begann
bitterlich zu weinen, denn nun war es nicht nur vergebens heraufgegangen und würde ohne das
begehrte Wasser heimkehren müssen, sondern die Herrin würde es seiner Ungeschicklichkeit
wegen obendrein schelten. Wie es so dastand und in seinem Schmerz aufschluchzte, spürte es eine
Berührung an seinem Fuß. Es dachte an ein Häschen oder ein anderes Tier, hörte aber plötzlich ein
leises Stimmchen. Als es sich bückte, sah es ein winziges Männchen, das ihm durch beruhigende
Gesten zu verstehen gab, mit dem Weinen aufzuhören. Epa wischte die Tränen weg, bückte sich
und betrachtete das Männchen genauer. Da gewahrte sie ein winziges Krönlein auf dessen Kopf.
„Der Zwergenkönig“, dachte Epa aufgeregt, und hob das Männchen vorsichtig auf die Hand. So
konnte sie den leisen Pfiff hören, den das kleine Wesen ausstieß. Im Nu kamen von allen Seiten
kleine Männchen herbeigeeilt, die auch die kleinsten Splitter des zerbrochenen Kruges
aufsammelten und mit einer durchsichtigen Masse, die sie auf einem Wägelchen mitführten,
zusammenfügten. Binnen kürzester Zeit war das Gefäß wieder ganz. Nun füllte das Mädchen
39 Folder: Wanderwege im Mühlviertler Weberland rund um Helfenberg/Ahorn.
40 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 20; „Hagen´sches Vnderthannen-Schuellbuech".
41 Hirschfeld, PI, 1999 (via Lehrer Max Gielge).
42 Burgstaller, PI 12. August 1998.
Merkwürdiges aus dem Hagen
Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Title
- Merkwürdiges aus dem Hagen
- Subtitle
- Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Author
- Hanna und Herbert Schäffer
- Publisher
- Eigenverlag
- Location
- Linz
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.25 x 29.72 cm
- Pages
- 106
- Category
- Geographie, Land und Leute