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Nun fiel der nächsten Schwester, Eupona, die Aufgabe zu, den verbliebenen Schatz zu bewachen.
Als sie eines Tages gerade mit ihrem Neffen und den Nichten spielte, kam ein schwarz gekleideter
Reiter einher gesprengt, riss sie auf sein Pferd und entschwand mit ihr. Ysther, von den Schreien
der Kinder gewarnt, ließ sogleich den Fluss anschwellen, der den Fremdling verschlang.
Vor Ysthers Thron beteuerte der schwarze Reiter so überzeugend seine Liebe zu Eupona, dass der
Vater ihn vor Rührung in einen großen Fisch verwandelte, der fortan stets an Euponas Seite
schwamm. Gar oft sahen die Fischer diesseits des Lens und die Leute bei den Haken das silbrige
Glitzern im Mondlicht und wussten, nun glitten die beiden wieder glücklich den Ysther hinunter.
Das immerwährende Wasser in der Hakn-Lakn: (ohne Datierungsvermerk) 47
Als im 20. Jahr der Herrschaft Aribos eine große Dürre ausbrach, sodass Menschen und Tiere
kaum Nahrung fanden, bat Aribo seinen Schwiegervater Ysther, er möge ihm wenigstens in die
untere der drei Lacken Wasser heraufdrücken. Da Ysther ablehnte, bot ihm der Fürst einen
gewissen Teil seines Schatzes an, den zu diesem Zeitpunkt die treue Ferya bewachte. Über einen
unterirdischen Zufluss ließ Ysther daraufhin Aribos Teich füllen und sagte dies für alle Zeit zu.
(Ferya kehrte zu ihrem Vater zurück, wachte aber weiterhin über den Schatz.) Und so blieb es:
Selbst wenn überall im Land Trockenheit herrschte, war die Lacke bei den 12 Haken randvoll.
Dies erregte den Neid eines benachbarten Fürsten, der des Nachts heimlich das Wasser ableiten
ließ. Aber wie erstaunt war dieser, als sein Späher meldete, die Lacke im Haken sei trotzdem
wieder voll. Seine eigene Lacke aber war leer, und die neue, die sie gruben, verschwand ebenfalls
augenblicklich. Hinzu kam, dass auch ihre kleine Quelle plötzlich keinen einzigen Tropfen mehr
herausließ. Da erkannten sie ihren Frevel, baten Aribo um Vergebung und erhielten fortan von ihm
Wasser, und auch die kleine Quelle begann daraufhin wieder zart zu fließen.
Der Herr zu den Haken aber wurde wegen seiner Großmut und Güte weithin gepriesen, und viele
strebten danach, seine Untertanen zu werden. Aribo jedoch blieb bescheiden und wollte sein kleines
Reich nicht vergrößern, sondern zufrieden sein mit dem, was er besaß.
Die Steinkreise: (ohne Datierungsvermerk [>14 nChr] )48
Im Jahr der Thronbesteigung des Tiberius [14 nChr], als römische Soldaten und ein
„Vermessungstrupp“ unsere Gegend erreichten, setzte ein Boot mit fünf Männern, unter ihnen
Marcellus, auch ans andere Ufer der Donau über. Sie begannen zunächst mit der Vermessung des
Ufers bis zur steinernen Wand. Als sie auf dem Berg hohe Steine einzeln senkrecht aufragen sahen,
gingen sie, neugierig geworden, hinauf und standen bald vor zwei kleineren Steinkreisen. Gaius,
der Schreiber, der alles „Barbarische“ verachtete, hieb mit dem Messhammer heftig auf den größten
der Steine ein und gewahrte dabei ein nicht mehr sehr deutliches eingeritztes Zeichen. Sie
erblickten es auch auf anderen Steinen und rätselten, was dies bedeuten könnte. Plötzlich trat
zwischen den Bäumen am hinteren Kreisstück ein alter Mann hervor, fragte nach ihrem Begehr und
erklärte, er hätte seinen Herrn verloren, lebe seitdem hier in der Steinwand und heiße Adoys von
der Wendt. Gaius glaubte ihm nicht und schickte sich an, ihn zu schlagen. Im selben Augenblick
erschallte Donner, und der Stein, bei dem Gaius stand, fiel um und begrub diesen unter sich. Die
Gefährten ergriffen die Flucht und stürzten zum Ufer. Doch ihr Boot war verschwunden. Nachdem
47 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 26.
48 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 21, Nr. 1. [Thronbesteigung des Tiberius: 14 nChr]. Generelle Anmerkung:
Datierungsangaben, soweit sie Überlieferungen aus der Früh- und Römerzeit betreffen, mögen dereinst von den
Chronisten des Hagen den entsprechenden Unterlagen gemäß zugeordnet worden sein und werden hier unverändert
übernommen. Burgstaller (und Pfeffer) erwogen, dass die Steinkreise sich im Bereich/ Umfeld des späteren Schloss-
Areals befunden haben könnten; sie identifizierten die untere Lacke mit dem südlichen Teich. Auch sei anzunehmen,
dass Häckhl die Steine nicht allzu weit transportieren hätte lassen. Forschung Burgstaller (Pfeffer), diverse PI.
Merkwürdiges aus dem Hagen
Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Title
- Merkwürdiges aus dem Hagen
- Subtitle
- Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Author
- Hanna und Herbert Schäffer
- Publisher
- Eigenverlag
- Location
- Linz
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.25 x 29.72 cm
- Pages
- 106
- Category
- Geographie, Land und Leute