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An der gegen Westen blickenden Seite der Schiffmühle prangte fortan der Umriss des ominösen
Gespenstes, welches der Burger von seinem Knecht aufmalen hatte lassen. Die Geschichte machte
dies- und jenseits der Donau die Runde, und so erlangte die „Hohenfurterische Mühle“
unverhoffte Bedeutung; viele wollten sie sehen, übersetzten den Fluss, warfen einen
schauererfüllten Blick auf das rotumrandete Gespenst und nahmen dann beim Pruckmayr den
„Gespenstertrunk“, einen Haustrunk mit ein wenig saurer Milch darinnen.149
Die "Wilde Jagd" in der Urfahrwänd: (1507)150
Hinweis: Die Legenden und Sagen im Zusammenhang mit Gewässern, speziell im Donauraum, sind
in drei Gruppen zu unterteilen: *jene von den Geistern der Gewässer (Donaufürst, Wasserfürst,
Nixe, usw), *jene von Örtlichkeiten am Fluss (Urfahrwänd, Hagen...), und drittens *jene um
Schifffahrt und Gegenschifffahrt.
Mit den Schiffzügen in Verbindung gebracht wird so manches Mal die "Wilde Jagd". Hinsichtlich
der kopflosen Pferde in Urfahrwänd-Sagen verweisen Neweklowsky (und Grohs) auf die fünf im
Jahre 1939 auf dem Gelände der heutigen VÖEST entdeckten frühbayerischen Gräber mit
„Pferden ohne Kopf“, welche den Toten mitgegeben worden waren (550-650 nChr). 151
Der „Treppelweg“ entlang der Urfahrwänd, von dem aus die Schiffe und die meist kürzeren
Schiffzüge flussaufwärts gegen Puchenau, Ottensheim usw gezogen bzw „gegengezogen“ wurden,
ist heute noch teilweise begehbar. Reale Quelle des „Lärms“ in der folgenden Sage dürften die
Schiffzüge gewesen sein. Deren Geräusche, also der Zusammenklang von Pferdegewieher und
Hufgeklapper, Rufen und Schreien der Schöffleute, sowie das gelegentliche Heulen des Sturmes,
lieferten den Nährboden für die Geschichten vom Durchzug des „Wilden Jägers“.
Entstanden sein soll die vorliegende Legende gemäß Datierung entweder 1504 oder 1507 - die
Jahreszahl war, laut Abschriftsvermerk, im Schlossarchiv Hagen bereits ehedem unleserlich - ist
aber, aufgrund der Belehnung des Wolfgang [Sigmunds Bruder] und Bernhard Hohenfurter [Sohn
Sigmunds] mit dem Gut Hagen, 1507 zuzuordnen.
Wappen Hohenfurter, Hoheneck, III., 274
Als das Geschlecht der Hohenfurter den Hagen zu Lehen hatte, ging Sig[is]mund Hohenfurter
eines Tages zur Felswand hinunter und hörte dort plötzlich schauderhaften Lärm. Den Königsweg
hinuntereilend, wurde er zu seinem Entsetzen gewahr, dass die Vorzieh-Rosse ohne Köpfe den
149Burgstaller Ernst, PI 12. November 1997, OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 6, u.a.
150 Reder, PI 24. Jänner 2002; Wacha, PI 21. Dezember 2004. AStL, LR, C III E 1. Vgl. dazu Grohs, Urfahrwänd, 3.
Treppelweg: PI Mayr Frieda, Urfahrwänd . Neweklowsky, Schiffahrt, I /129, II/ 196, III/127: Treppelweg auch als
Treidelweg bezeichnet.
151 Neweklowsky, Schiffahrt, II, 196f. Grohs, Urfahrwänd.
Merkwürdiges aus dem Hagen
Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Title
- Merkwürdiges aus dem Hagen
- Subtitle
- Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Author
- Hanna und Herbert Schäffer
- Publisher
- Eigenverlag
- Location
- Linz
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.25 x 29.72 cm
- Pages
- 106
- Category
- Geographie, Land und Leute