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Treppelweg entlang zu laufen schienen. Er sah, wie die Schiffsknechte, welche sie führten, die
Pferde schlugen und „hü“ rufend hinterherliefen.
Rasch holte Sigmund den Hagener Untertan Hanns vom Flaxbergl; auch dieser erschrak beim
Anblick der kopflosen Rösser und vor dem lauten Getöse. Er meinte, das sei die wilde Jagd, und
meist geschehe in der Familie dessen, der sie gesehen habe, ein Unglück. Da rief der Hohenfurter
laut: „Gott helf!“. Im selben Moment wurde es still und der Spuk war verschwunden.
Kurz darauf soll Sigmund Hohenfurter verstorben sein.
Schloss Wildberg im Haselgraben und die "Wilde Jagd": (ohne Datierungsvermerk)152
Hinweis: Der Name "Wildberg" wird einerseits auf eine Höhenburg in der ehemals noch
unkultivierten unwirtlichen Naturlandschaft des Nordwaldes zurückgeführt, hergeleitet,
andererseits von einer Kultstätte und der "Wilden Jagd".
In gewissen Winternächten, den sogenannten „Rauhnächten“ soll um das Schloss Wildberg die
„Wilde Jagd“ (ein Geisterheer) brausen, an deren Spitze in zerfetztem Mantel der „Wilde Jäger“
auf einem dreibeinigen Ross einherstürmt. Unter der Schreckengestalt des „Wilden Jägers“ wird
vielfach der Sturmgott Wotan mit seinem Wolkenross vermutet. Möglicherweise befand sich hier
auf dem „Wilden Berg“ in heidnischer Vorzeit tatsächlich eine erdumwallte Kult- und Opferstätte,
die im Volksgedächtnis und der Überlieferung haften blieb.
Das Losensteiner Turnier: (1521)153
Hinweis : 1521 feierte Erzherzog Ferdinand [1503>1564] ,154 der spätere Kaiser Ferdinand I.,
Enkel Kaiser Maximilians I., mit Anna von Ungarn und Böhmen155 in Linz Hochzeit. Sein erstes
Kind, Elisabeth und Sohn Ferdinand (vTirol) wurden hier geboren, Tochter Katharina, vh mit
Sigismund II. August vPolen verstarb in Linz. Auch die Bedrohung durch die Türken gab Linz
zeitweise den Vorzug als Residenz. Wiewohl Ferdinand dieser Stadt besonders verbunden blieb,
gestand er den obderennsischen Ständen kein Huldigungsrecht zu, sondern ließ sich in Ybbs von
den Ständen ob und unter der Enns gemeinsam huldigen, beschränkte die Macht der Stände.
Anläßlich seiner Hochzeitsfeier am 26. /27. Mai 1521 wurde das bekannte Losensteiner Turnier
abgehalten, bei welchem Bernhard Hohenfurter, damaliger Lehenträger des Gutes Haken,
welcher offenbar in gutem Einvernehmen mit Ferdinand stand, gewiss anwesend war.
Letzterer erhob etliche der Bernhard Hohenfurterischen Lehengüter zu freien Eigen (1528),156
aus Mitleid, dass Bernhard nur fünf Töchter und keine männlichen Nachkommen hatte. Auf diese
Weise ermöglichte er die Beibehaltung eines Teiles seines Besitzes, da ansonsten beim Adel
Töchter nicht als Erben der Lehen zugelassen waren. Auch Hagen wurde im Zuge dieser
Lehensüberlassung freies Eigen und gehörte zu Bernhards Sitz Lustenfelden. Eine Befreiung war
152 Michalek, Haunsberg, 464.
153 Haider; Gesch. OÖs, 161. Laut Zitzenbacher, Histor. Legenden, 87 fand die Hochzeit am 26. Mai statt. Laut anderen
Angaben am 27. Mai. Simbrunner, Linzer Schloss, 28. Wilflingseder, Lustenfelden, 19,24. Vgl. Schäffer, GHft Hagen,
Bd I. Lehr, LandesChronik OÖ, 107. Bihänder /Zweihänder = europäisches Schwert, beidhändig geführt, Mittelalter.
154 Ferdinand war der zweite Sohn Philipps des Schönen; 1515 österreichisch- ungarisch/böhmische Wechselverlobung;
1521 dt. König: im Teilungsvertrag vom 28. April 1521 mit seinem Bruder Karl V. erhielt er die österreichischen
Herzogtümer OÖ, NÖ, Steiermark, Kärnten und Krain. 1526 nach der Schlacht von Mohacz König von Böhmen und
Ungarn, 1556 Kaiser nach Abdankung seines Bruders Karl´s V. Klauser, Lexikon, 54f. Sokop, Stammtafeln, 7. Stein,
Kulturfahrplan, 718, 722, 742. Ploetz, Auszug, 653, 658. Rausch, Linz, 33 f. Lehr, LandesChronik OÖ, 107,112.
155 Anna (geb. 23. Juli 1503, gest. 1547), Tochter Kg Wladislaws II., Schwester Kg Ludwigs II. von Ungarn (erw
1516>1526), wurde als „ausdermaßen schöne Jungfrau“ bezeichnet und noch zwanzig Jahre später als schön, ehrenhaft,
religiös und ihrem Gemahl gehorsam geschildert. Wacha, Kaiserinnen …, 44 ff. Simbrunner, Linzer Schloss, 28.
156 Solche Güter waren durch die Allodifizierung vom landesfürstlichen Lehenband befreit, Hagen war nun
Dominikalbesitz, d.h. vom Eigentümer in Eigenregie verwalteter Besitz.
Merkwürdiges aus dem Hagen
Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Title
- Merkwürdiges aus dem Hagen
- Subtitle
- Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Author
- Hanna und Herbert Schäffer
- Publisher
- Eigenverlag
- Location
- Linz
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.25 x 29.72 cm
- Pages
- 106
- Category
- Geographie, Land und Leute