Page - 70 - in Merkwürdiges aus dem Hagen - Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen

70 Er besagt, dass der schwerkranke, bettlägerige Graf Gundemar Joseph vStarhemberg [die Starhemberg besaßen damals Hagen noch nicht, Kauf erst 1748], nachdem er von der Genesung der Hagen'schen Meierin erfahren hatte, die Frau rufen ließ, sie über Einzelheiten ihrer wundersamen Heilung befragte und ebenfalls auf den Pöstlingberg pilgerte. "Nachdeme Si der meierin vom Hagn, die gar uebele fuesse hett vnd nur mitt zwaien steckhen gehn khunnt, so verholffen, dass selbig weib ganntz on steckh sein arweith verichtn kunnth, vndt das aluebral berichtet, legt sich Herr Herr Gundemarr Josefus auffs lagr vndt wardt nit mer instanndt auffzestehn. Also lisse Er die mairin khomen vndt befraget si vber Ir wundtr. Si gab di hülff an vndt erbot sich, fir In auff den Perch Zue gehn vndt mit Ir di guete bethweiber so In Hagn seyn. Der Meir leget darauf den Herrn Grafen auff den pirwagn flach vndt furen alsamt mitt gebeth vnd himlisch gesang gen Marien vom Perch. Der Grafe, der kein beweglich glid an sein leib hatt war khein hofnung innig. Alls der zueg beym Schobloder ankhame, fanget Auch Er zue singenn an vndt fielth ein leichterunng. Wi nunn der Zueg vor das büldtniß trite, vndt das bethen lauth warde, kahme ein weter den Perch herab vndt bey der zwait grach sp[r]anget der Herr Gundemarrl auff vndt war beweglüch, vndt di pain warde wegkh. Da gelobeth Er der mueter vom perch, si brauchet hinkhunfftig nit mer im wetr stehn, Er wirdt Ire ain dach erpauen, wo al die guete leith Auch in dein khunten, weliche Ime so Zue hülff than.“ **Die „Rückkehr-Legende“ (zur Pöstlingbergwallfahrt): In den Anfängen der Wallfahrtsbewegung sollen Knechte des Pöstlingbergbauern die Statue eines Tages entfernt und auf den Hof mitgenommen haben. Aber bereits am nächsten Tag stand sie wie durch ein Wunder wieder an der gewohnten Stelle. Dies ereignete sich dreimal hintereinander, worauf niemand mehr wagte, sich an der wundertätigen Madonnendarstellung zu vergreifen. **Die Wunschglocke in der Pöstlingbergkirche: Wundertätige Kraft wurde außer der Mariendarstellung auch der sogenannten Wunschglocke in der Pöstlingbergkirche zugeschrieben. Zu dieser führte ein Strang, der bis in die 20-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts von der Sängerchorstiege hing, wo heiratswillige Mädchen läuteten, um einen Mann zu bekommen. Angerufen wurde der Hl. Ivo, den der Volksmund den "Hl. Schick-an- uns" nannte („Schick an uns einen Mann").238 Die Heinzelmännchen im Schusterhäusel /Hagen: (zw. 1728>1830) 239 Hinweis: In früherer Zeit, als die Menschen noch bitterarm waren und das Schuhwerk immer wieder flicken lassen mussten, war der Beruf des Schuhmachers von großer Wichtigkeit. Im Hagen gab es zwei Schusterhäuseln, eines im Dorf Hagen und eines in der Ortschaft Urfahrwänd. Im Hagener Betrieb hing (laut der letzten Hausbesitzerin Stefanie Hirschfeld) ein Schild mit der Aufschrift: „Bleib dem Schuhmacher den Lohn nicht schuldig, er bessert Deine Schuhe aus, flickt sie geduldig.“ Die Sage erzählt von den Heinzelmännchen, die dem Schuster, als er erkrankt war, die Arbeit weiterführten, viele neue, edle Schuhe machten und eine so schöne Auslage gestalteten, dass selbst die Leute von Linz herüberkamen, diese bewunderten, einkehrten und preiswert im Hagen einkauften. Als der Schuster wieder gesund geworden war, staunte er über die volle Kasse, das wohlgefüllte Schaufenster und die gut bestückten Regale. Und verkaufte er ein Paar Schuhe, stand es nächsten Tag wieder in der Auslage! Ihm fielen sofort die Heinzelmännchen ein, von denen er schon öfter gehört hatte, und die verschwänden, wenn man zu neugierig war. So verhielt er sich 238 Constantini, Pöstlingberg. Linz, 37. Die Legende war allen befragten Zeitzeugen unbekannt. 239 Hirschfeld, PI Juni 1999.