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*Firmian verehrte Clam "ein bildt des heyligen Nicolaus, so dereinstmals in Lintz verfertiget
worden. Der Her Grafe widrum schicket Ime Firmian 2 Truchln Buecher aus der Bibliotheca des
Haaggen."
*Weiters weiß die Anekdote zu berichten, dass der Erzbischof während seines Aufenthaltes im
Hagen einmal in der gräflichen Kutsche in die Stadt Linz fuhr und dabei unerkannt blieb.
„Einmal furet der Bischoff im Jagdkleide in der gräflich- Clamschen Gutschi in die Stadt Lintz vnd
ward nit gekannt. Nicolaus stellte Ihme als sein Obristen Jaeger vor“.
Das Musicaeum: (1741) 242
Auf dem ehemaligen Mauthäusel neben dem Moserhäusel, wo in früherer Zeit die Maut auf den
[Pöstling-] Berg eingehoben wurde, hatte einst [vor oder um 1600] der, für den Weingarten
zuständige „Vyner“ ein Musicaeum aus Holz errichtet, „allwo die khündt des Moos mit der
Klampfn, der Schalmei und der Lochpfeifn“ musizierten. Als sie ihre Fähigkeiten dank der
Förderung durch die Herrschaft vertieft hatten, spielten sie auch für diese und die Mit-Untertanen
auf.
Auch noch in späteren Zeiten sollen sogar Gäste der Herrschaft in ihren eleganten Kleidern zum
Musicaeum spaziert sein, die Musik und den schönen Ausblick auf die Stadt Linz genossen haben.
Ins Schloss geladene durchreisende Musiker gaben dort manchmal eine Art „Gastspiel“,
vermutlich bei speziellen Anlässen oder Festen, an welchen auch die Untertanen involviert gewesen
sein dürften.
Im Jahre 1741 aber, als es schon eine ganze Weile sehr trocken war und die Musici und Gäste nicht
auf die herabgebrannten Kerzen achteten, ergriff die Flamme des an der Wand befestigten
Fackelarmes das zum Schloss hin gerichtete Fenster und die dort vom „Kunstweber“ Steger
(Besitzer des Moserhäusels) angebrachten „Zuhänge“, sodass der gesamte Teil im Nu brannte. Der
Steger holte mit der Leiter die Herrschaften und die Musici vom Stock herunter, das Musicaeum
war jedoch nicht mehr zur Gänze zu retten und musste neu errichtet werden.
Wie erstaunt waren alle, als zu Beginn dieser Arbeiten inmitten verkohlter Balken und Sparren die
verloren und verbrannt geglaubte Lochpfeife entdeckt wurde, noch dazu unversehrt. Laut
Überlieferung stammte sie von den Wallseer Vorbesitzern und wurde bei allen bedeutenden Festen
in der Kapelle des Haagen gespielt.
Und oft noch beteuerte später der Steger, dass er diese Pfeife des Nachts manchmal, wenn er von
seinem Häusel zum Musicaeum gegangen sei, gehört hätte. Immer das gleiche Stück, die als
"Wallseer- Lied"243 bekannte Weise, hätte sie gespielt, ohne dass weit und
breit eine Menschenseele zu sehen war. Das bestätigten auch der Wirt der
Hoftaverne und der alte Bruckmeir daneben – mit dem feierlichen Schwur,
keinen Schluck getrunken zu haben. Als nun der "Herr von Clamb" davon
erfuhr, ging er, neugierig geworden, selbst des Nachts hinunter, und wirklich
ertönte wiederum die Lochpfeife mit dem Wallseer Lied.
Clam ordnete daraufhin an, an der Wand neben dem Westfenster, das er in
Stein hängen ließ, das Wappen der Herren vWallsee >
anzubringen, denn er war überzeugt, dass es eine besondere Bewandtnis mit
dem "Wallseer-Lied" hätte.
(OÖLA, VE Dir. Dr. Zauner)
242 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol.19, „Hagen´sches Vnderthannen-Schuellbuech“.
243 Noten und Text des "Wallseer-Liedes" konnten leider nicht in Erfahrung gebracht werden. Auch diesbezügliche PI
nach Suchaktion im SA Nieder-Wallsee durch Erzherzog Franz vHabsburg-Lothringen und seine Tochter Erzherzogin
Margarethe; PI 16. Jänner 2008.
Merkwürdiges aus dem Hagen
Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Title
- Merkwürdiges aus dem Hagen
- Subtitle
- Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Author
- Hanna und Herbert Schäffer
- Publisher
- Eigenverlag
- Location
- Linz
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.25 x 29.72 cm
- Pages
- 106
- Category
- Geographie, Land und Leute