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Hinweis: Da Schloss Auhof zeitweise die selben Besitzer (Schallenberg, Cronpichl, Starhemberg)
wie Schloss Hagen hatte, wurde auch diese Geschichte in der vorliegenden Arbeit berücksichtigt.
Die Feststellung des früheren oö Landeskonservators HR Dr. Norbert Wibiral, dass Fassaden und
Hof von Schloss Hagen Sgraffito-Dekorationen aufwiesen, ua eine Sonnenuhr, mag als
zusätzlicher Bezugspunkt gelten. 248
Während eines Linz- Besuches soll Kaiser Josef II. ua Schloss Auhof besucht und an der dortigen
Sonnenuhr den Reim gelesen haben:
„Mach es wie die Sonnenuhr, Zähl die heit´ren Stunden nur!“
Daraufhin meinte der Kaiser, ihm ginge es nicht so gut, er müsse auch die trüben Stunden zählen,
aber es sei dennoch ein kluger Spruch. Er wandte sich an den Schlosskaplan und meinte, nachdem
die Leute im Auhof schon so klug seien, sollten sie ihm Dreierlei beantworten, wenn er in drei
Tagen wiederkäme:
*1. Wie tief ist das Meer?
*2. Wie hoch ist der Himmel?
*3. Was denke ich eben?“
So sehr man auch überlegte - niemand wusste die Antworten. Als der Schlosskaplan ratlos
grübelnd am Fenster stand, sah er zufällig den pfiffigen, immer lustigen Schweinehirt zum Tor
hereinkommen. Das Ansinnen, ob er sich zutraue, vor Seine Majestät zu treten und die gestellten
Fragen zu beantworten, bejahte der pfiffige junge Mann unbeschwert, erbat nur die Kutte des
Schlosskaplans. Als nun der Tag gekommen war, schlüpfte der Hirte in diese und erklärte dem
verblüfften Kaiser:
"*1. Das Meer ist gerade einen Steinwurf tief.
*2. Der Himmel ist nur eine Tagesreise entfernt, denn es gibt pro Jahr nur einen Himmelfahrtstag.
*3. Ihr denkt, der Kaplan stehe vor Euch, es ist aber nur der Schweinehirt.“
Dem Kaiser gefielen die witzigen Antworten, und er ließ dem Burschen eine gute Ausbildung
angedeihen, sodass es dieser zu Rang und Würden brachte.
Die Franzosenkriege (1796, 1805, 1809) 249
Hinweis: Schloss Hagen wurde von den oö Ständen als Kanzlei und Aufbewahrungsort wichtiger
Akten und der Hauptkasse herangezogen. Dann folgten Einquartierungen und Beschädigungen
der herrlichen Gartenanlagen durch den Schanzenbau.
**1796/97 diente Schloss Hagen vorübergehend als Kanzlei der oberösterreichischen Landschaft,
die dort Akten, Katasterbücher etc zum Schutz vor Feindeseinfall untergebracht hatte. Am 9.
August 1796 bestimmten die Stände in Abstimmung mit Graf Johann Heinrich vStarhemberg, dass
ihre Kanzleien Quartier im Auhof und Hagen zu nehmen hätten. Am 18. April 1797 beschlossen
die Verordneten, das alle ständischen Ämter ihre Manipulationen fortsetzen sollten, und die nötigen
Akten, Kredits- und Katasterbücher etc vom Schloss Hagen wieder nach Linz zu schaffen seien.
Die sich in diesem Schloss befindliche Hauptkasse samt Obligationen möge jedoch unter
Obsorge dort verbleiben. Die Barschaft über 30.000 fl sei in diese Hauptkasse zu legen.250
248 Bundesdenkmalamt, Pöstlingberg/Schloß Hagen, I, Zu, Zl 2202/56/ I a, fol. 10. Wibiral, PI 16. Juni 2008. Ein Foto
mit Fragmentresten der Sonnenuhr existiert im Stadtmuseum Linz, Nordico.
249 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 4, 5. Pillwein, Geschichte der Stadt Linz, 122ff. Vgl Wallner/Dox,
Franzosen/Russen, 11ff.
250 AStL, LR, B IV 1/859.
Merkwürdiges aus dem Hagen
Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Title
- Merkwürdiges aus dem Hagen
- Subtitle
- Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Author
- Hanna und Herbert Schäffer
- Publisher
- Eigenverlag
- Location
- Linz
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.25 x 29.72 cm
- Pages
- 106
- Category
- Geographie, Land und Leute