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**Von 1800 bis 1809 lagerten im Hinblick auf die Franzosenfeldzüge laut Überlieferung im
Schlossarchiv Hagen „füll Stuck Golds und Gelts und annder Wertzeug in dem Haggen allwo ein
gar guetts gehaimbs Loechl ist, welliches die franzesischen nit findig seind“. Schlossbesitzer Josef
Weingärtner berichtete aufgrund seiner Archivalien-Einsicht, dass die Wertsachen zum Teil im
hohen Sockel des Altars der Schlosskapelle, zum Teil vm im Fluchtstollen versteckt wurden,
welch letzteren man durch eine schwere (stets versperrte) Eisentür vom Keller aus erreichte.251
**Bei den Schanzenarbeiten 1805 halfen alle Bewohner des Hagen „samet fürder untherthann des
Herrn von Starhemberg“ und bekamen von der Herrschaft 1 Pfund Fleisch zusätzlich. Dass dieser
Großzügigkeit auch andere Überlegungen zugrunde lagen, geht aus einer hinzugefügten
Randbemerkung hervor: „auch auss der zweit ursach, damit das guet und teur fleisch nit in die
..........“ [vermutete Ergänzung der schadhaften Passage: „...Hände der Feinde fallen sollt“].
**An anderer Stelle heißt es: In den französischen Kriegszeiten reichte die Herrschaft allen
Untertanen, die Hilfeleistungen erbrachten ein bis eineinhalb Pfund Fleisch „zur Krafft, und damit
das guet stuckh nit in dero Beich khumbe“.
Das „Wetterglöckel“ im Hagen; Wettersäule Rieseneder:
(ohne Datierungsvermerk, vm 1843)252
Hinweis: Seit alters her vertraute man im Hagen auf die
Wirkung des „Wetterglöckels“, das - bei aufkommendem
Sturm und Regen zB in der Erntezeit geläutet - die Tagwerker
und Häusler warnte oder zur Eile anspornte und
das Unwetter abhalten sollte. Es hieß, dass so weit man es
hören konnte, das Gebiet verschont geblieben sei, daneben
aber Platzregen und Hagel auf die Felder und Häuser
niedergegangen wären.
Auch in anderen Gegenden bediente
man sich bei Bedarf einer Unwetterglocke. So wurde zB im
Kloster Pulgarn die "Laurenzi - Glocke" geläutet; ihr Klang
soll im ausgeläuteten Gebiet Unwetter gleichfalls sofort
gestoppt haben.253 Per Hofdekret vom 26. November 1783
wurde das Wetterläuten verboten. Das durch Geläute in
Bewegung gesetzte Metall ziehe den Blitz an, wodurch es
zu vielen Todesfällen gekommen sei.254 Foto Schäffer
Als einmal im gesamten Urfahrer Gebiet geerntet wurde und man trachtete, die Ernte trocken
einzufahren, ballten sich am Himmel unerwartet schnell dunkle Gewitterwolken zusammen. Die
Meierin vom Hagen stürzte in letzter Minute, als bereits heftiger Wind eingesetzt hatte und die
ersten Regentropfen fielen, zum "Wetterglöckel" und zog an seinem Strang so fest sie konnte.
Spontan legten sich Sturm und Regen im Gebiet von Hagen, gingen aber, sogar von Hagel
begleitet, über der Stadt Linz und Umgebung heftig nieder und richteten erheblichen Schaden an.
Da auch das an Hagen angrenzende Mairstorff verschont geblieben war, ließ Frau Rieseneder, die
Besitzerin, als Dank und Bitte eine Wettersäule errichten, die auch ihr Gebiet für immer schützen
sollte.255
251 Weingärtner, diverse PI ua gegenüber Burgstaller, Wacha, Reder. Wallner/Dox, Franzosen/Russen, 11ff. Der
Feldzug 1805 soll von Leo N. Tolstoj als Auftakt seiner Beschreibung der Franzosenkriege verwendet worden sein.
252 Hirschfeld, PI März 2000. Errichtung der Wettersäule 1843.
253Commenda, Sagen, 68.
254 AK Joseph II., 547.
255 Ziegler, Urfahr, 131. Kreczi, Linz, 160.
Merkwürdiges aus dem Hagen
Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Title
- Merkwürdiges aus dem Hagen
- Subtitle
- Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Author
- Hanna und Herbert Schäffer
- Publisher
- Eigenverlag
- Location
- Linz
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.25 x 29.72 cm
- Pages
- 106
- Category
- Geographie, Land und Leute