Page - XXXVIII - in Michael Beheim's - Buch von den Wienern
Image of the Page - XXXVIII -
Text of the Page - XXXVIII -
XXXVIII
zog das schiff mit ihnen, bald hochauf zu den lüften, bald
furchtbar abwärts in die tiefen. Da litt ich grosse noth, ward
auch sehr krank und schwach, und glaubte nimmer zu gene-
sen. Sieben lange tage halt ich kaum nahrung zu mir genom-
men und hält ich tausend mark besessen, ich hält sie freudig
hingegeben dem, der mich lebend ans land gebracht. Wun-
derliche fische erblickt ich auf der fahrt und der Seeräuber
gewagtes spiel und wie sich die schiffe auf die sie stiessen
ihrer verschieden erwehrten. Mir wäre bange worden um
unser eigenes schifft doch war es tüchtig ausgerüstet und
gebaut. Fürwahr, eine teste wäre leichter zu nehmen gewe-
sen! Da gab es armbrüste und tüchtige büchsen die menge,
dabei an sechs hundert mann und wohl darüber, schützen
und waffenknechte. Da Hess man uns denn fahren und so
kamen wir fernhin im reiche Norwegen. Ich sah meiner tage
nie ein wunderlicher, scheusslicher, wilder land! Nur fel-
senwände so weit das äuge reicht und berg und thal aus
schroffem steingemäuer und mitten durch das meer in lautem
fall und fluss. Himmelan erheben sich die gipfel, nur nebel
und wölken streichen um sie her. Den blick so hoch zu heben
erregt allein schon grauen, dabei ein unheimlich düsteres
land, die weite erde zeigt nirgends mehr ein so fremdartig,
abentheuerlich gebirge. Das ganze land theilt sich in meer und
berg, und zioischen durch lässt sichs nur spärlich reiten
oder gehen. Will einer zu dem andern, so mag er zwischen
felsenriffen auf kühnen sich fahren lassen! Dennoch gibts
regen verkehr mit erzeugnissen, kaufmannsgütern und manch
zierlicher waare in dem unermesslich weiten lande, dessen
ende man nicht kennt. Es zieht so weit gegen Norden hin,
dass nach pfingsten in den Sommernächten, neun wochen
fast, die sonne scheint um müternacht, so dass sich nacht
und tag kaum scheiden lässt. Dagegen bleibt im tiefen tointer
der tag so dunkel, dass man die strasse kaum ersehen kann.
Fürwahr, das nenn ich ein hässlich land, obwohls nicht eben
arm zu nennen. Denn Silber und gold gewährt es was
einer wünschen mag, nicht aber wein und brot. Da gibt es
back to the
book Michael Beheim's - Buch von den Wienern"
Michael Beheim's - Buch von den Wienern
- Title
- Michael Beheim's - Buch von den Wienern
- Author
- Th. G. v. Karajan
- Publisher
- P. Rohrmann, K. K. Hofbuchhändler
- Location
- Wien
- Date
- 1462
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.9 x 19.8 cm
- Pages
- 580
- Keywords
- Chronik, Strophenform
- Categories
- Geschichte Vor 1918