Page - XLVIII - in Michael Beheim's - Buch von den Wienern
Image of the Page - XLVIII -
Text of the Page - XLVIII -
X1/V1II
seine Zuflucht nahm. Eines dieser allegorischen gedickte steht
in der oben erwähnten pfälzer hs. bltt. 215 b unter der Über-
schrift ^is ist ein beispil, macht ich meinem herren kunig lass-
law zu braug in behem vnd sagt von den kergern, wan ich nit
öffentlich vor im torst singen, dar umb macht ich es in beispils
weis, vnd sie musten es doch noch hörn.5 Frug ihn darnach der
könig nach der genaueren bedeutung seiner verblümten reden,
so gab er sie selbst ehrlich an und erbitterte so seine feinde
nur immer mehr und mehr. Endlich gieng er noch weiter
und dichtete geradezu spottlieder auf die Hussiten über-
haupt, so jenes in der pfälzer hs. 312, blt. 215—217', des-
sen Inhalt bitter genug klingt, Cs> Gervinus 2,213, 288~).
<Er wolle die Hussiten vertheidigen; sie seien nicht ungläubig,
denn sie hätten mehr glaubensartikel als das ganze römische
reich; sie empfiengen das sacrament in zwei gestalten, bald
würden sie es in drei bis vieren nehmen. Sie verwürfen nicht
die heiligen, denn sie hielten Huss und den Rockenzahn £d. i.
Joh. Rokyzana^ vergl. <buch v. d. Wienern* 266,7^ heiliger
als golt. Der priester messgewande seien hämisch und helme.
Sie hätten auf der erde manchen heilig gemacht und in den
himmel gebracht und auf Tabor feierten sie ihren gottesdienst
unter vogelsang und büchsenklang. Alle stummen könnten
ihr lob nicht vollrühmen! u. s. wj*
So kam es denn auch, dass er endlich seinen erbitter-
ten feinden am hofe weichen musste. Am meisten aber ver-
letzte Beheim der umstand, dass es gerade ein landsmann
von ihm sein musste, der am thätigsten auf seine entfernung
wirkte, ohne zweifei ein hochgestellter, der sich des kühnen
tadlers schämte. Er beklagt sich darüber bitter in einem
eigenen gedickte Cpfälz. ks. 312. bl. 75 aj, in welchem fol-
gende stelle diess verhältniss berührt: ^Ich bin ihm auch
umsonst nicht gram, denn er hat mich eines dienstes beraubt,
der mir der liebste war von allen, die ich jemahls hatte,
und dass er mir die huld meines königs entzog. Und was
war der grund wohl solchen lohnest doch ja, nur so weiss
ich mirs zu deuten, ich hab wohl zu viel gesungen von
back to the
book Michael Beheim's - Buch von den Wienern"
Michael Beheim's - Buch von den Wienern
- Title
- Michael Beheim's - Buch von den Wienern
- Author
- Th. G. v. Karajan
- Publisher
- P. Rohrmann, K. K. Hofbuchhändler
- Location
- Wien
- Date
- 1462
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.9 x 19.8 cm
- Pages
- 580
- Keywords
- Chronik, Strophenform
- Categories
- Geschichte Vor 1918