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Kompetenzen als Basis für GründerInnen technologie-orientierter
Unternehmen 98
„Unser Wissen, das glauben wir heute zu wissen, ist nie endgültig, letztverbindlich,
objektiv, beobachterunabhängig oder in einem emphatischen Sinne wahr; es könnte
immer auch anders sein. Das heißt aber nichts anderes, als dass wir gut daran tun, es
als kontingent [kursiv] einzuschätzen.“ (Schmidt, 2005)
Weiters führt Schmidt aus, dass zu klären sei, ob man Wissen als erwerbbares, speicherbares
und übertragbares Gut betrachtet, welches wie (im übertragenen Sinne) Daten auf einer
Festplatte gespeichert wird und jederzeit zum Abruf bereit steht, oder aber ob Wissen als
„sozial folgenreicher kognitiver Prozess“ gesehen wird. Nach letzterer Sichtweise wird Wissen
nicht wie in der zuvor verwendeten Analogie als ein Datensatz auf einer Festplatte hinterlegt,
sondern prozessual generiert, wenn es die Situation verlangt. Hierbei wird jedoch auf
„Erzeugungsroutinen in Gestalt von Dispositionen“ zurückgegriffen. (Schmidt, 2005)
Dispositionen
John Erpenbeck und Volker Heyse (2007) verwenden den Begriff Disposition in der von ihnen
erarbeiteten Theorie im Zusammenhang mit Selbstorganisation. An dieser Stelle soll ein alter,
aber noch nicht veralteter, Erklärungsversuch rezitiert werden, welcher besagt: Disposition
benennt
„die Gesamtheit der bis zu einem bestimmten Handlungszeitpunkt entwickelten inneren
Voraussetzungen zur psychischen Regulation der Tätigkeit. Mit dieser Bestimmung wird
[…] Disposition als Anlageausstattung verstanden wurde, durch die die Richtung der
psychischen Entwicklung mehr oder weniger festgelegt wird“ (Kossakowski, 1981)
Diese Definition von Kossakowski wird im nächsten Kapitel erneut herangezogen. Erpenbeck
und Heyse (2007) verdeutlichen, dass die Aneignung von Dispositionen nur mit der
Anwendung von fremd- oder selbstorganisiertem Lernen erfolgen kann und erklären, dass
Kompetenzen sich ausschließlich aus der „Realisierung der Dispositionen“ ableiten lassen.
Organisiertes und gesteuertes Lernen
Der Leitspruch „Selbstorganisation als Schlüssel“ dominiert mittlerweile einen Großteil der
Diskussionen und aktuellen Theorien, die im Zusammenhang mit Lernen, Bildung und
Kompetenz zu finden sind. Laut Erpenbeck und Heyse wird zwischen „selbstorganisiert“ und
„selbstgesteuert“ mehrheitlich nicht differenziert und allzu oft werden diese von Grund auf
verschiedenen Termini als gleichbedeutend verstanden. (Erpenbeck und Heyse, 2007)
In Anlehnung an die beiden Autoren wurde versucht, diese grundlegenden Unterschiede in
einer Tabelle übersichtlich darzustellen (Tabelle 46).
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Motive und unternehmerische Kompetenzen von GründerInnen technologie-orientierter Unternehmen
Techno- und sozioökonomisch orientierte Betriebswirtschaft
- Title
- Motive und unternehmerische Kompetenzen von GründerInnen technologie-orientierter Unternehmen
- Author
- Julia Soos
- Editor
- Ulrich Bauer
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-517-1
- Size
- 15.5 x 22.5 cm
- Pages
- 282
- Keywords
- Technologie, Unternehmensgründung, Wissen, Kompetenz
- Categories
- Universitäten und Institutionen TU Graz, Berichte