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Die Universitätsbibliothek Wien – Schatzhaus für sensationelle Entdeckungen
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Wenn die Bücherschätze unerkannt und unbeachtet in den Magazinen lie-
gen, ist das dort gespeicherte Wissen praktisch »tot«. Nur in der geistigen
Rezeption dieser Wissensinhalte im Wissenschaftsbetrieb und in der Öffent-
lichkeit können diese zu leben beginnen und ihre entsprechende Resonanz
entfalten.
Ausstellungen sind wichtige Methoden, diesen dynamischen Prozess des
Wissens an einer Bibliothek anzuregen. Wissenschaftliche Persönlichkeiten
der Universität – eingebunden in diesen Prozess – ermöglichen gemeinsam
mit der Bibliothek, entsprechende historische Bestände zu bestimmten The-
men und Zusammenhängen gezielt aufzufinden. Nach Ende einer Ausstel-
lung können diese Bücher zur Wissenschaftsgeschichte – nunmehr auch im
Online-Katalog thematisch zu finden – im Lehr- und Wissenschaftsbetrieb
weiter nachhaltig genützt werden.
Die Bibliothek ist ebenfalls prädestiniert, auch als Plattform für Veranstal-
tungen zu interdisziplinären Begegnungen verschiedener Wissenschaftsdis-
ziplinen zu fungieren.
Es war eine große Überraschung, anlässlich einer Suche nach dem Plan
der Stadt Wien von Augustin Hirschvogel im Büchermagazin gemeinsam mit
Dr. Leopold Cornaro – bei der Signatur IV 138.262 – auf eine weitere Mappe
mit einem kolorierten Kupferstich zu stoßen:
Zu sehen war die Darstellung eines höfischen Festes in der Orangerie des
Schlosses Schönbrunn am 7. Feb. 1786. Tage später war in einer Ö1-
Musiksendung nach der Ouvertüre von Mozarts Schauspieldirektor zu hören,
dass diese Oper in der Orangerie zu Schönbrunn 1786 uraufgeführt wurde.
Durch diese Information war der Bezug des Stiches zu Mozart hergestellt.
Im Herbst 2005 – anlässlich einer konzertanten Aufführung von
Mozarts Der Schauspieldirektor gemeinsam mit Salieris Prima la musica,
e poi le parole im Wiener Musikverein – war schließlich die gesamte Bedeu-
tung dieses Bildes klar:
Die Aufführung von Mozarts deutschem Singspiel und Salieris italieni-
scher Opera buffa anlässlich eines Hoffestes – veranstaltet von Kaiser
Joseph II.
Die Situation auf diesem Bild scheint dynamisch – erwartungsvoll zu sein
auf das kommende Ereignis der Opernaufführungen.
Es ist fast wie ein Film, dessen Ende noch offen ist.
Diese kolorierte Radierung trägt dazu bei, die Situation und die Hinter-
gründe der Erstaufführung dieser beiden Opern erstmalig authentisch zu
dokumentieren und plastisch zu beleuchten.
Interessant wäre nun auch noch zu überlegen, auf welche Weise die Ra-
dierung in die Universitätsbibliothek gekommen ist.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Title
- Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
- Subtitle
- Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Author
- Paolo Budroni
- Publisher
- V&R unipress
- Location
- Göttingen
- Date
- 2008
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-89971-477-7
- Size
- 15.8 x 24.0 cm
- Pages
- 135
- Category
- Kunst und Kultur