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Paolo Budroni
50 dass während des Festes die kaiserliche Harmonie-Musik Weisen aus Sa-
lieris Oper La Grotta di Trofonio (Libretto von Giambattista Casti) spiel-
te.3 Zweitens wurde bei jeglicher Darstellung nie wirklich ein Bezug her-
gestellt zu den Intentionen des Auftraggebers des Bildes. Sein Gesichts-
punkt (die Perspektive) wurde also nicht berücksichtigt.
Der große Regisseur jenes Abends (und wohlgemerkt auch des Festes am
6. Februar 1785) war Kaiser Joseph II. Er ist der Erzähler, auf den sich unse-
re Analyse konzentrieren wird. Und der Erzählende ist der Autor des Bildes
(gleichzeitig auch Autor des Bildes aus dem Jahr 1785). Das Erzählte (oder
die Erzählung) ist also in unserem Fall das Bild auf der Radierung der Uni-
versitätsbibliothek.
Weiters möchten wir noch vier grundsätzliche Aspekte in Erinnerung
rufen: Erstens ist das Erzählte (die Erzählung) von Natur aus nicht aus-
schließlich die Domäne eines schriftlichen Vorgangs, es gehört vielmehr
seit jeher zum Bereich der oralen Kommunikation, wie z.B. die Minnesän-
ger, das Singen oder das Spielen auf einer oder auf zwei Bühnen.
Zweitens: Jede Darstellung, die im Rahmen einer Erzählung erfolgt, diese
in ihrem Rede- oder Schreibfluss unterbricht. Es ist das Festhalten eines
Zustandes. So auch unser Bild, weil es eine Momentaufnahme ist.
Drittens: Demnach versucht damit der Erzähler ein erwähnenswertes
Ereignis durch eine Darstellung mittels Zeichen – Worte, Bilder, Schrift,
Musik – dem unabwendbaren Verlauf der Zeit entgegenzuwirken.
Das Bild der Universitätsbibliothek der Universität Wien mit der Signatur
IV 138.262 trägt den Titel »Das Fest in der Orangerie zu Schönbrun«, (»Das
Fest in der Orangerie zu Schönbrun, den 7. Februar 1786«) und sein Autor ist
Johann Hieronymus Loeschenkohl4 Die Radierung (Schrift gestochen) weist
folgende Maße auf: 246 x 571 mm. Sie ist altkoloriert. Gezeigt wird ein In-
nenraum, ein Längsschnitt der Orangerie von Schönbrunn. Ein weiter und
hoher gewölbter Raum umfasst die dargestellte Szene, wobei die dargestell-
ten Bögen besonders durch ihre Höhe auffällig sind. Es sind keine Fenster
dargestellt, der Raum wirkt jedoch sehr hell und wird von 20 Leuchtern (Lus-
tern) »mitbeleuchtet«, wovon 6 direkt auf oder neben den Bühnen zu sehen
sind. Es sind auch 4 Plaken zu erkennen. Die Leuchten hängen von der De-
cke, die in der Darstellung hoch ist und auch sehr hoch wirkt. Der dargestell-
3 Vgl.: Otto Erich Deutsch, Mozart und die Schönbrunner Orangerie, in: Österrei-
chische Musikzeitschrft, 9. Jg., Februar 1954, Heft 2.
4 Loeschenkohl(*18.3.1753 Elberfeld in Jülich-Berg/D, + 11.1.1807 in Wien), ur-
sprünglich Graveur und Goldarbeiter, war Holzschneider, Kupferstecher, Kunst-
händler, Verleger und Maler und war in Wien seit 1779 tätig
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Title
- Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
- Subtitle
- Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Author
- Paolo Budroni
- Publisher
- V&R unipress
- Location
- Göttingen
- Date
- 2008
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-89971-477-7
- Size
- 15.8 x 24.0 cm
- Pages
- 135
- Category
- Kunst und Kultur