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Wolfgang Greisenegger
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tenden Zentrum des Musiktheaters und des Balletts, beide Künstler von euro-
paweiter Reputation arbeiteten aber auch am Burgtheater. So fand am 26.
Dezember 1767 im Burgtheater die Uraufführung von Glucks ›Alceste‹ mit
Noverres Choreographie statt, nur wenige Tage davor war im Kärnt-
nerthortheater Lessings Minna von Barnhelm ein erstes Mal in Wien zu se-
hen gewesen.
Der kaiserliche Hof und die Aristokratie halten da und dort ihre Logen, al-
lerdings wird das Burgtheater im Laufe der Zeit für den Hof wichtiger. Als
der Bankrott des Pächters beider Theater Kaiser Joseph die Chance zuspielt
das Theaterwesen Grund legend zu reformieren, ergreift er sie: Er dekretiert
für das ganze Reich am 23. März 1776 Spektakelfreiheit (sie sollte nur bis
zum Jahr 1794 Bestand haben) und stellt seine beiden Theater eventuellen
Bewerbern zur Verfügung und überlegt sogar »baare Beyschüße«, das heißt
Subventionen für Truppen, die nicht unter der Oberhoheit des Hofes stehen.
Das Theater sollte nun auch die Funktion einer nationalen Bildungsanstalt
ausfüllen und wurde nicht zuletzt deshalb zum »teutschen Nationaltheater«
erhoben, Überlegungen, die etwa ein Jahrzehnt zurücklagen weiter entwi-
ckelnd. Die Demokratisierung des Instituts, es wurde von einem Kollegium
der Schauspieler geleitet, sollte, wollte es die Intentionen seines Gründers
erfüllen, seine Tore für möglichst große Teile der Bürgerschaft offen halten.
Das Festliche hatte in diesem Institut künftig geringere Bedeutung.
Die Spektakelfreiheit gestattete die Gründung eine Reihe von Theatern in
den Vorstädten, die es nun auch dem einfachen Volk möglich machte, ins
Theater zu gehen. Diese Unternehmen wurden sowohl von er Nachbarschaft
frequentiert, wie von Besuchern aus der Stadt, die sich dieses volkstümliche
Theater nicht entgehen lassen wollten. Diese Demokratisierung des Theaters
beförderte eine Gegenbewegung, die schließlich am Ende des 19. Jahrhun-
derts in den Separatvorstellungen für Ludwig II. ihren skurrilen Höhepunkt
fand. Die Antwort des Adels auf die Öffnung und Kommerzialisierung des
Theaters war die Einrichtung voll spieltauglicher Kammertheater in ihren
Schlössern. Hierher lud man Schauspieler, hier spielte der Adel für seines-
gleichen.
Maria Theresia, die den Bau von Schönbrunn leidenschaftlich förderte, be-
fahl in Schönbrunn die Errichtung eines Theaters, freistehend, aber doch als
Teil der Gesamtanlage. Am 4. Oktober 1747. »Zum Namenstag (des Kaisers)
machte die Kaiserin dem geliebten Gemahl ein Geschenk: das Schlossthea-
ter... ›Ihro Kays.Königl. Mayestäten beliebten abends mit den hierzu benenn-
ten Dames und Chevaliers einer französischen Comédie, welche von jungen
Cavaliern und Dames gehalten worden, in dem Neuen Haus zu Schönbrunn
beizuwohnen‹ ; der ›gesammte alhiesige Adel erschien in prächtiger Gala‹ im
Schloss und hat ›gegen 6 Uhr in dem dasigen neu errichteten Theatro einer
französischen von Cavaliers und Damen vorgestellten Comödie abgewartet‹.
In dieser Dilettantenaufführung mit Ballett hatte auch der sechsjährige Kron-
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Title
- Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
- Subtitle
- Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Author
- Paolo Budroni
- Publisher
- V&R unipress
- Location
- Göttingen
- Date
- 2008
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-89971-477-7
- Size
- 15.8 x 24.0 cm
- Pages
- 135
- Category
- Kunst und Kultur