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Italienische Oper und deutsches Singspiel in der Ära Josephs II.
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Jahren ohne nennenswerten Erfolg im Wiener Opernbetrieb mitmischte,
seinen Erzfeind Casti dazu bewwogen haben, ihn in seinem Stück zu verspot-
ten.18
Ob der Wettkampf der beiden Stücke und Ensembles mit einem regelrech-
ten Urteil einer Jury oder des Kaisers entschieden wurde, ist nach dem Stand
der Quellen eher nicht anzunehmen, aber natürlich hatten sich die Anwesen-
den eine Meinung gebildet. Dass Salieri das doppelte Honorar wie Mozart
erhielt, kann allerdings auch damit begründet werden, dass in seinem Stück
viel mehr Musik zu vertonen war19 und dass er den Abend einschließlich der
Tafelmusik auf »blasenden Instrumenten« musikalisch organisiert hatte.20
Nach der Aufführung in der Orangerie übersiedelten die beiden Einakter
übrigens ans Kärntertortheater, wo sie noch dreimal »mit ausserordentlichem
Beifall und Zulauf gegeben« wurden.21 Schon hier gibt es erste Anzeichen,
dass Mozarts Stück gegenüber Salieris an Erfolg aufholt: Eine kurze Rezen-
sion in den Allgemeinen Wiener Bücher-Nachrichten gibt dem deutschen
Stück, insbesondere dem »Gedicht« (dem Libretto), den Vorzug.22
Schon bald nach Mozarts Tod, aber noch zu Salieris Lebzeiten, verscho-
ben sich die Akzente noch deutlicher. Verschiedene Unternehmungen, unter
anderem durch Vulpius und Goethe 1796 in Weimar sowie durch Louis
Schneider in Berlin 1845,23 versuchten durch Neutextierung und Vermi-
schung mit anderen Werken den Schauspieldirektor zu retten und verdräng-
18 Später kam es tatsächlich zu heftigen Attacken gegen den erfolgreichen Da Ponte.
Vgl. Anti-da Ponte. Hrsg. und kommentiert von Rudolph Angermüller. In: Mittei-
lungen der Internationalen Stiftung Mozarteum 43. Jg., H. 1-2 (Juni 1995), S. 1–
49.
19 Vgl. Friederike Jary: Art. »Der Schauspieldirektor (L’Impresario), KV 486«. In:
Das Mozart-Lexikon. Hrsg. von Gernot Gruber und Joachim Brügge. Laaber: Laa-
ber-Verlag, 2005. (Mozart-Handbuch; 6.) S. 740-741. – Heinzelmann, Zu Salieris
Wiener Opernparodie (siehe Anm. 13), S. 12.
20 Vgl. Heinzelmann, Art. »Antonio Salieri / Prima la musica, poi le parole« (siehe
Anm. 15), S. 534.
21 Vermischte Nachrichten. In: Ephemeriden der Litteratur und des Theaters, Berlin.
Bd. 3 (1786), S. 189. Zitiert nach: Mozart. Die Dokumente seines Lebens. Ge-
sammelt und erläutert von Otto Erich Deutsch. Kassel [u. a.]: Bärenreiter, 1961.
(W. A. Mozart. Neue Ausgabe sämtlicher Werke; X, 34.) S. 233.
22 K. K. Nationaltheater. In: Allgemeine Wiener Bücher-Nachrichten oder Verzei-
chnis der neuer und alter Bücher für das Jahr 1786, hrsg. von Johann Edler von
Trattnern, Nr. 7, 22. Februar 1786, S. 119. Zitiert nach Mozart Dokumente (siehe
Anm. 21), S. 233. – Weitere Erwähnungen in damaligen Zeitungen und Zeitschrif-
ten: Wiener Zeitung vom 15. Februar 1786; Wiener Realzeitung vom 21. Februar
1786.
23 Vgl. Julia Liebscher: Art. »W. A. Mozart / Der Schauspieldirektor«. In: Pipers
Enzyklopädie des Musiktheaters. Hrsg. von Carl Dahlhaus [...]. München, Zürich:
Piper. Bd. 4 (1991), S. 303-306, hier S. 306.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Title
- Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
- Subtitle
- Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Author
- Paolo Budroni
- Publisher
- V&R unipress
- Location
- Göttingen
- Date
- 2008
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-89971-477-7
- Size
- 15.8 x 24.0 cm
- Pages
- 135
- Category
- Kunst und Kultur