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Die Mitwirkenden auf der Bühne
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Salieris La grotta di Trofonio und vielen anderen Opern, die in den 1780er
Jahren gespielt wurden.
Stefano Mandini war von der Stimmlage her nach damaligen Maßstäben
ein mezzo tenore, d. h. er konnte alle Tenor- und Baritonrollen übernehmen.
Vom Fach her waren noble mezzo-carattere-Rollen seine Stärke.
Francesco Benucci war dagegen als buffo caricato einer der bedeutendsten
Vertreter seines Faches. Seine besondere Qualität beruht auf einer seltenen
Verbindung von außerordentlicher schauspielerischer Begabung und hervor-
ragendem sängerischem Können, was auch in einer zeitgenössischen Kritik in
der Berlinischen Musikalischen Zeitung3 zur Sprache kommt: Benucci, einer
der ersten Buffons in der Op. Buffa, vereinigt mit seinem ungezwungenen
vortrefflichen Spiel eine äusserst runde, schöne Baßstimme. Er ist eben so
vollkommener Sänger, als er ein trefflicher Schauspieler ist. Er hat die selte-
ne so löbliche Gewohnheit, die wenigen italien. Buffons eigen ist: dass er
nichts übertreibt. Wenn er auch sein Spiel bis auf den äußersten Grad treibt,
so behält er doch immer eine Anständigkeit und gewisse Schranken bei, die
ihn von dem absurden Pöbelhaften-Komischen zurückhalten. Selbst der Di-
chter Casti hat diese Aussage bestätigt: (...) gran metallo di voce, buonissimo
cantante: il più grazioso buffone che io conosca, ma senza bassezza e inde-
cenza, ma con grazia e intelligenza.4
Francesco Bussani wirkte beim Fest in der Orangerie als Regisseur mit. Er
war eigentlich Sänger und Mitglied der italienischen Operntruppe am Burg-
theater und als solcher an zahlreichen Uraufführungen beteiligt (Bartolo und
Antonio in Mozarts Le nozze di Figaro, Don Alfonso in Così fan tutte und
Commendatore und Masetto in der Wiener Erstaufführung von Don Giovan-
ni). Er stand jedoch immer im Schatten seines Kollegen Benucci und war fast
nur in Nebenrollen zu hören. Aufgrund seiner langen Bühnenerfahrung war
er auch als Regisseur und Bearbeiter von Libretti tätig. Da Ponte berichtet in
seinen Memoiren, er sei im Stande alle Berufe auszuüben, nur nicht den eines
Gentlemans.5
Beim Fest in der Orangerie stand der italienischen Operntruppe das Sing-
spiel-Ensemble gegenüber, das aus drei Sängern und sieben Schauspielern
bestand. Alle waren deutschsprachig, bei den drei Sängern sind jedoch Bezü-
ge zu Italien festzustellen, beispielsweise in der Italienisierung der Namen:
Catarina Cavalieri war gebürtige Wienerin, sogar ein echtes Wiener Vor-
stadtkind aus Liechtenthal, und hieß eigentlich Catharina Magdalena Josepha
Kavalier. Sie war Salieris Schülerin und wahrscheinlich auch seine Geliebte,
sang sowohl deutsches, französisches als auch italienisches Repertoire, je-
3 Berlinische Musikalische Zeitung, 5. Okt. 1793, S. 138f.
4 Zit. Nach A. Campana: Mozart’s Italian buffo singers. In: Early Music 19, 1991,
S. 583
5 Zit. Nach MGG, Personenteil, Bd. 3, Sp. 1403
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Title
- Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
- Subtitle
- Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Author
- Paolo Budroni
- Publisher
- V&R unipress
- Location
- Göttingen
- Date
- 2008
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-89971-477-7
- Size
- 15.8 x 24.0 cm
- Pages
- 135
- Category
- Kunst und Kultur